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Welcome California - Welcome different life
Welcome California - Welcome different life
Ich buchte den Flug nach Los Angeles noch am Abend seiner
Abreise. Obgleich mich meine Freundin Anna warnte, doch noch ein paar Tage ins
Land ziehen zu lassen. Immerhin muesste man vielleicht erstmal von der totalen
Euphoriewelle herunterkommen, um dann rational ueber alles nachdenken zu
koennen. Und wenn ich da gar nicht von runter wollte? Immerhin konnte er ja
schlecht einen Rueckzieher machen, wenn ich fuer fast 700 Euro einen Flug
gebucht hatte, von Geld, was ich ja eigentich nicht mal hatte, aber das nur
nebenbei. Nicht umsonst wurde einem immer wieder eingetrichtert: Was du heute
kannst besorgen…na ihr wisst schon. Nie hatte ich mich auch nur im geringsten
danach gerichtet und deshalb war es jetzt an der Zeit damit anzufangen. Ich war
schliesslich reif und ueberlegt im Gegensatz zu frueher. ;)
Danach, hatte ich nichtsdestotrotz doch ein ganz schoen
mulmiges Gefuehl, so vorschnell gehandelt zu haben. Denn Geld hin-oder her,
hatte er keine Lust auf mich, koennte er mir das sagen, ohne dass ich die
Moeglichkeit hatte am naechsten Tag mit einer Machete vor seiner Tuer zu stehen,
um ihn zur Rede zu stellen. (Nicht, dass ich das in der Vergangenheit je
gemacht haette!). Na gut, zeitnah war es schon moeglich, ich hatte ja immerhin
den Flug gebucht. Aber sie wuerden mich mit Machete ja sicher niemals einreisen
lassen. Sein Glueck!
In der Nacht aber, als er mir brav schrieb, dass er sicher
in L.A. gelandet war und sich total auf mich freuen wuerde, bemerkte ich, dass
alle Sorgen mal wieder umsonst gewesen waren. Manchmal machte ich den dritten
Schritt vor dem Ersten und geriet unweigerlich ins Straucheln.
Die anschliessenden zwei Wochen vor meinem Flug waren
nervenaufreibend. Ich war gespalten von einer totalen Freude ihn wiederzusehen
und das erste Mal in die USA zu reisen. Und doch packte mich die Angst, was
sein wuerde, wenn das alles nicht so lief, wie ich es mir vorstellte. Dann
waere ich unfassbar enttaeuscht und koennte auch nicht mehr souveraen agieren.
Das wuerde das Ende unserer noch zerbrechlichen Romanze bedeuten. Aber, hups,
schon wieder ins Straucheln geraten.
Als haette ich die negativen Vibrations heraufbeschworen,
begann ich bereits am Wochenende vor dem Flug gesundheitlich zu schwaecheln.
Warum hatte mich meine Freundin auch ueberredet noch feiern zu gehen und mir
die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen. Oder besser, warum hatte ich mich
ueberreden lassen, bei Regen und Kaelte mitten in der Nacht in der
Duesseldorfer Altstadt herumzuschlendern, um doch nur zum Himmel zu beten,
jetzt bitte nicht krank zu werden. Zu spaet! Als Ergebnis des wenigen Schlafs
und der nassen Kleidung ereilte mich ein heftiger Husten mit allem was dazu
gehoerte. Aber mir blieben ja noch fuenf
Tage, um mich auszukurieren, also locker bleiben. Doch an Stelle einer
Besserung, verschlimmerte sich der Virus und einen Tag vor meinem Abflug,
entschied ich mich spontan heute nicht in die Arbeit zu gehen. Mein Chef tobte!
Was ich mir einen Tag vor meinem Flug denn erlauben wuerde. Ich braeuchte gar
nicht wieder zu kommen. (Bloed wenn man mit dem Chef Perdu ist und er in alle
Plaene eingeweiht war.)
Resigniert wagte ich mich dennoch ins Wartezimmer meines
Hausarztes, umgeben von saemtlichen, bedrohlichen Keimen, um vorsichtshalber
doch noch die Krankmeldung einzureichen. Mein Chef wuerde sich schon wieder
beruhigen, redete ich mir ein. Er war diesmal allerdings mir zwei Schritte
voraus. Aber dazu bald mehr.
Die ganze Nacht gehustet und doch froh, dass ich ein paar
Stunden geschlafen hatte und mich nicht voellig erschoepft fuehlte, startete
ich meine Reise am fruehen Freitagmorgen. Mein Papa drueckte mich zur
Verabschiedung so fest, als wuesste er etwas, das ich noch nicht wusste.
Ohnehin benahmen sich alle meine Freunde und Mitglieder meiner Familie so, als
waere es ein Abschied auf unbestimmte Zeit, dabei war mein Rueckflug doch fuer
neun Tage spaeter angesetzt. Wie recht sie behielten!
Der Flug war so unendlich lang und der Druck auf meine
Nebenhoehlen so gross, dass ich am liebsten dreimal hinausgesprungen waere.
(Und das trotz meiner Hoehenangst!!) Doch ich blieb brav sitzen, umgeben von
schnarchenden Gangstern und Business-Leuten die einem nicht fuenf Minuten
Schlaf gewaehrten, waehrend sie stolz von ihren Erfahrungen aus California berichteten.
Mein Kopf droehnte und mich ueberkam ein Hustenanfall nach dem Naeachsten. “Vielleicht
wuerde es Ihnen gut tun, mal ein paar Minuten zu schlafen, sie scheinen ja ganz
schoen zu kraenkeln!”, sagte der gute Mann, mit spanischen Akzent schliesslich.
Danke, gute Nacht!
Doch auch der schlimmste Albtraum geht mal vorueber und so
landete ich ca. 20 Stunden spaeter (Zwischenlandung in Atlanta) in L.A.! Ich
war geflasht von all den Lichtern (oder waren das die Drogen?). Gepaeck
abgeholt, so konnte ich endlich meinen amerikanischen Traum in die Arme
schliessen. Wortwoertlich! Doch er liess sich entschuldigen, er stuende im Stau
und wuerde noch ca. eine halbe Stunde brauchen. Who cares. Ich wuerde heute
alles durchstehen.
Und so siegten die Gluecksgefuele, als Justin eine Stunde
spaeter (der Stau war heute echt besonders schlimm…sicher!) dann endlich
aufkreuzte.
“Hungry?”, fragte er mich fuersorglich, waehrend ich nur
automatisiert nickte. Ich hatte im Flugzeug ja nur Lachs mit Reis, Huehnchen
und Nudeln, Cracker, Broetchen, Brownie, Cookies und am Fluhafen Atlanta vor
Langeweile noch einen grossen Cupcake verdrueckt. Da ging noch was, ich war
schliesslich in All-you-can-eat America und mein Saettigungsgefuel hatte mit
dem Einschmeissen der dritten Schmerztablette irgendwie gleich mal mit
ausgesetzt.
Also fuhren wir in den schnuckeligen Appartment-Komplex in
Irvine um dort kurz am Market halt zu machen.
Justin bestellte mir einen Wrap (ich war in diesem Moment,
gepeinigt von Schlafmangel und Erkaeltung, voellig ueberfordert) und zahlten.
Die Kassierin fragte noch freundlich wie es uns ginge und was wir denn so fuer
das Wochenende geplant haetten. Vielleicht eine Bekannte von Justin? Aber
Pustekuchen, es schien hier voellig normal zu sein, wildfremde Menschen nach
persoehnlichen Dingen zu befragen. Ganz schoen indiskret die Amerikaner. (Also
nicht, dass ich nicht gerne aus dem Naehkaestchen plaudere…) Was hatte die gute
Dame denn erwartet: “Mein Lover und ich haben uns einige Wochen nicht gesehen,
er wird sich jetzt gleich fix Viagra einschmeissen und auf geht’s, die ganze
Nacht! Und du so?”
Anschliessend fuhren wir die Restmeter zu seiner Wohnung. Es
sah aus, wie aus dem Katalog. Der von Palmen umsaeumte Park war hell erleuchtet
zwei Pools befanden sich seitlich. Es uebertraf alle meine Erwartungen und
stimmte mich rundum Gluecklich.
Nach dem Essen legten wir uns ins Bett und ich schmiss mir
zwei blaue Pillen ein. Kein Schreibfehler, tatsaechlich war mein Hustenstiller
in Tablettenform blau und ermunterte mich dazu, doch lieber nochmal den
Beipackzettel zu lesen. Alles hatte seine Richtigkeit und ich schlummmerte endlich
erschoepft ein.