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Frische Liebe, alter
Slip
Meine Eltern waren bedient. Keine zehn Minuten auf deutschem
Boden und schon war Justin wieder Thema Nummer 1…und 2…und 3! Er spukte wie ein
Geist in meinem Kopf herum und verscheuchte alle anderen sich anschleichenden Gedanken,
als waeren sie laestige Parasiten. Wie sollte ich denn in meinem Leben wieder
Fuss fassen, wenn er meine Knie mit jeder Message so weich klopfte, dass ich
saemlichen Halt verlor? Ein unmoegliches Unterfangen. Er sprach von Heiraten
und gemeinsamen Kindern und ich sah mich schon, wie ich als gut belaibte
American Mummy ‘Brodey’ und ‘Taylor’ ihre Cornflakesschalen mit Milch aus
riesigen Kanistern auffuellte, waehrend im Hintergrund Pancakes brutzelten. Mist,
der Ahornsirup war aus, aber wir bewahrten ja noch 3 Flaschen im
ueberdimensionalen Vorratsraum auf. An American Dream!
Ich glaube nicht, dass ich in meinem Freundeskreis mit einer
Aussage mehr haette polarisieren koennen, als mit der, dass ich fuer einige
Zeit in die Staaten gehen wuerde…fuer einen Mann…mit dem ich nichtmal zsammen
war…ohne Geld…ohne Familie…ohne Freunde! Ich erntete von Neid, ueber
Bewunderung, bis hin zu: “In einem stillen Moment lassen wir sie von den Leuten
in den weissen Kitteln holen!”-Blicken! Ich konnte mich darueber nicht aergern,
da ich ja schliesslich selber wusste, dass man etwas abgedreht sein musste, um
so schnell, so viel zu riskieren.
Doch als mir die Tragweite dessen bewusst wurde , sass ich
schon wieder im Flieger, diesmal ohne Eier im Gepaeck, aber mit buchstaeblich
mehr Eiern in der Hose.
Die Sache fing schon fuenf Minuten nach dem Start gewaltig
an zu wackeln. Es war ein heftiger Sturm Richtung London angekuendigt, wo ich
umsteigen sollte. Dieser Orkan verzoegerte den Flug nicht nur um fast eine
Stunde, sondern stellte auch meinen Magen vor eine gewaltige Herausforderung. Naja,
zwei Kilo sollten ohnehin noch runter. Doch damit nicht genug: Ich starrte die
ganze Zeit auf die Uhr, da ich einen ziemlich engen Zeitplan hatte und keinen
grossen Spielraum mehr. Und dieser Flughafen war ironischerweise auch noch
einer der groessten der Welt. Zum Glueck sprach ich einige Deutsche an, die
dasselbe Problem hatten.
Wir verpassten unseren Flug tatsaechlich . Ich hatte mich
immer gefragt, wie jemand so bloed sein konnte einen Flug zu versaeumen, aber
es war ganz einfach. Ich war es nun, die
nicht mehr in die Boarding Zone gelassen wurde. Meine Gedanken mal eben die
Brust zwecks weiblicher Reize als Irritation freizulegen, verdraengte ich
schnell wieder. War ja aufgrund ernsthafter Beziehungsambitionen hier und nicht
um ‘American Pie’ fuer Arme nachzustellen.
Ich musste die Nacht in London verbringen. Wohl wahr, andere
haetten es wohl gefeiert eine Nacht im 4 Sterne Resort in einer der geilsten
Staedte der Welt zu verleben und auf deren Kosten einen Tag in Saus und Braus zu
verweilen. Nicht so Lisa in Love! Sie war stets auf der Suche, nach einer
funktionierenden W-Lan Verbindung, um ihrem desillusionierten Schatz die volle
Aufmerksamkeit auch ohne ihre Anwesenheit geben zu koennen. Sie verlor
schliesslich einen von 90 moeglichen Tagen ihres Aufenthalts. Flexibel genug, um
innerhalb eines Monats alle Zelte abzubrechen, aber zu dogmatisch, um noch ein
paar Stunden laenger zu warten, ohne sich die ganze Zeit zu fragen, warum
gerade ihr das passieren musste.
Immerhin lernte ich zwei nette deutsche Jungs und ein Maedel
kennen, die zwecks Studiums nach Suedkalifornien reisten und ass mit ihnen zu
Abend (Wow, ‘ass’ hat auf dieser amerikanischen Tastatur etwas echt
unanstaendiges!) Vielleicht meine ersten Freundschaften, die ich auf meiner
Reise schloss.
Am naechsten Morgen ging es weiter. Sensibilisiert schlug
ich drei Stunden vorher bereits am Flughafen auf, um nicht einen weiteren Tag
in England zu verplempern. Ob es daran lag, dass ich mich am Morgen nicht
rasiert hatte (Rasierer war im Koffer, Koffer ueber Nacht am Flughafen), oder
ich eine Nietenleggins trug, deren Ornamente der Munition eines Revolvers
glichen, dass ich gleich zweimal meine komplette Tasche dem breitgefaecherten
Publikum offenbaren musste. Da war auch meine Anmerkung, ich haette wirklich
keine Eier dabei, nicht gerade zutraeglich.
Irgendwann sass ich aber tatsaechlich im Flieger und wuerde
meinem Schatz nun von Minute zu Minute naeher sein. Faszinierend, welch
selbsttherapeutische Wirkung doch das Schreiben meiner eigenen Geschichte hat.
Irgendwie war mein Verhalten tatsaechlich als leicht befremdlich einzustufen.
Vielleicht sollte ich anfangen eine Autobiografie zu schreiben. Die Chance,
dass ich danach ansatzweise normal bin, scheint gar nicht so abwegig.
Ich landete elf Stunden spaeter im bewoelkten L.A. Nun nur
noch durch die Passkontrolle und den Koffer einsammeln. Und dann wuerde ich ihn
tatsaechlich wieder sehen. Ein grandioses Gefuehl!
Nachdem ich gefuehlte zehn Koffer nach ihrem Namen
ueberprueft hatte (mein naechster Koffer wird neonpink, ganz bestimmt), fiel es
mir wie Schuppen von den Augen. Mein Gepaeck schien es sich noch in London
gutgehen zu lassen. Etwas gereizt stuermte ich gen Ausgang, an dem Justin mit
Blumen auf mich wartete. Keine Begruessung wie sie im Buche stand. Ich umarmte
ihn nur fluechtig und er schien verunsichert. Dabei dachte ich doch mal wieder
nur an ihn. Wer wollte schon neben einem Maedel aufwachen, dass seit drei Tagen
den selben Slip trug. Und wer wollte schon neben einem Kerl aufwachen in einem
seit drei Tagen benutzten, leicht fischig riechenden Slip. Alles nicht so
optimal!
Als ich den palmenumsaeumten Apartmentkomplex jedoch einige
Zeit spaeter erspaehte, war alles andere nebensaechlich. Ich hatte
augenblicklich wieder das Gefuehl, dass ich hier goldrichtig war. Gut, der Slip
began langsam zu pieken, vielleicht musste mal Luft dran. Also so ganz
allgemein. An meinen Koerper. Raus aus den verschwitzten Klamotten. Dauerte
nicht mehr lang. War wunderschoen.
Schaut doch bitte noch auf meiner Facebookseite vorbei und lasst ein 'Gefaellt mir' dort:
California: Meine Geschichte, mein Abenteuer
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