Dienstag, 24. Februar 2015


                                                                       10
Frische Liebe, alter Slip
Meine Eltern waren bedient. Keine zehn Minuten auf deutschem Boden und schon war Justin wieder Thema Nummer 1…und 2…und 3! Er spukte wie ein Geist in meinem Kopf herum und verscheuchte alle anderen sich anschleichenden Gedanken, als waeren sie laestige Parasiten. Wie sollte ich denn in meinem Leben wieder Fuss fassen, wenn er meine Knie mit jeder Message so weich klopfte, dass ich saemlichen Halt verlor? Ein unmoegliches Unterfangen. Er sprach von Heiraten und gemeinsamen Kindern und ich sah mich schon, wie ich als gut belaibte American Mummy ‘Brodey’ und ‘Taylor’ ihre Cornflakesschalen mit Milch aus riesigen Kanistern auffuellte, waehrend im Hintergrund Pancakes brutzelten. Mist, der Ahornsirup war aus, aber wir bewahrten ja noch 3 Flaschen im ueberdimensionalen Vorratsraum auf. An American Dream!
Ich glaube nicht, dass ich in meinem Freundeskreis mit einer Aussage mehr haette polarisieren koennen, als mit der, dass ich fuer einige Zeit in die Staaten gehen wuerde…fuer einen Mann…mit dem ich nichtmal zsammen war…ohne Geld…ohne Familie…ohne Freunde! Ich erntete von Neid, ueber Bewunderung, bis hin zu: “In einem stillen Moment lassen wir sie von den Leuten in den weissen Kitteln holen!”-Blicken! Ich konnte mich darueber nicht aergern, da ich ja schliesslich selber wusste, dass man etwas abgedreht sein musste, um so schnell, so viel zu riskieren.
Doch als mir die Tragweite dessen bewusst wurde , sass ich schon wieder im Flieger, diesmal ohne Eier im Gepaeck, aber mit buchstaeblich mehr Eiern in der Hose.
Die Sache fing schon fuenf Minuten nach dem Start gewaltig an zu wackeln. Es war ein heftiger Sturm Richtung London angekuendigt, wo ich umsteigen sollte. Dieser Orkan verzoegerte den Flug nicht nur um fast eine Stunde, sondern stellte auch meinen Magen vor eine gewaltige Herausforderung. Naja, zwei Kilo sollten ohnehin noch runter. Doch damit nicht genug: Ich starrte die ganze Zeit auf die Uhr, da ich einen ziemlich engen Zeitplan hatte und keinen grossen Spielraum mehr. Und dieser Flughafen war ironischerweise auch noch einer der groessten der Welt. Zum Glueck sprach ich einige Deutsche an, die dasselbe Problem hatten.
Wir verpassten unseren Flug tatsaechlich . Ich hatte mich immer gefragt, wie jemand so bloed sein konnte einen Flug zu versaeumen, aber es war ganz einfach.  Ich war es nun, die nicht mehr in die Boarding Zone gelassen wurde. Meine Gedanken mal eben die Brust zwecks weiblicher Reize als Irritation freizulegen, verdraengte ich schnell wieder. War ja aufgrund ernsthafter Beziehungsambitionen hier und nicht um ‘American Pie’ fuer Arme nachzustellen.
Ich musste die Nacht in London verbringen. Wohl wahr, andere haetten es wohl gefeiert eine Nacht im 4 Sterne Resort in einer der geilsten Staedte der Welt zu verleben und auf deren Kosten einen Tag in Saus und Braus zu verweilen. Nicht so Lisa in Love! Sie war stets auf der Suche, nach einer funktionierenden W-Lan Verbindung, um ihrem desillusionierten Schatz die volle Aufmerksamkeit auch ohne ihre Anwesenheit geben zu koennen. Sie verlor schliesslich einen von 90 moeglichen Tagen ihres Aufenthalts. Flexibel genug, um innerhalb eines Monats alle Zelte abzubrechen, aber zu dogmatisch, um noch ein paar Stunden laenger zu warten, ohne sich die ganze Zeit zu fragen, warum gerade ihr das passieren musste.
Immerhin lernte ich zwei nette deutsche Jungs und ein Maedel kennen, die zwecks Studiums nach Suedkalifornien reisten und ass mit ihnen zu Abend (Wow, ‘ass’ hat auf dieser amerikanischen Tastatur etwas echt unanstaendiges!) Vielleicht meine ersten Freundschaften, die ich auf meiner Reise  schloss.
Am naechsten Morgen ging es weiter. Sensibilisiert schlug ich drei Stunden vorher bereits am Flughafen auf, um nicht einen weiteren Tag in England zu verplempern. Ob es daran lag, dass ich mich am Morgen nicht rasiert hatte (Rasierer war im Koffer, Koffer ueber Nacht am Flughafen), oder ich eine Nietenleggins trug, deren Ornamente der Munition eines Revolvers glichen, dass ich gleich zweimal meine komplette Tasche dem breitgefaecherten Publikum offenbaren musste. Da war auch meine Anmerkung, ich haette wirklich keine Eier dabei, nicht gerade zutraeglich.
Irgendwann sass ich aber tatsaechlich im Flieger und wuerde meinem Schatz nun von Minute zu Minute naeher sein. Faszinierend, welch selbsttherapeutische Wirkung doch das Schreiben meiner eigenen Geschichte hat. Irgendwie war mein Verhalten tatsaechlich als leicht befremdlich einzustufen. Vielleicht sollte ich anfangen eine Autobiografie zu schreiben. Die Chance, dass ich danach ansatzweise normal bin, scheint gar nicht so abwegig.
Ich landete elf Stunden spaeter im bewoelkten L.A. Nun nur noch durch die Passkontrolle und den Koffer einsammeln. Und dann wuerde ich ihn tatsaechlich wieder sehen. Ein grandioses Gefuehl!
Nachdem ich gefuehlte zehn Koffer nach ihrem Namen ueberprueft hatte (mein naechster Koffer wird neonpink, ganz bestimmt), fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Gepaeck schien es sich noch in London gutgehen zu lassen. Etwas gereizt stuermte ich gen Ausgang, an dem Justin mit Blumen auf mich wartete. Keine Begruessung wie sie im Buche stand. Ich umarmte ihn nur fluechtig und er schien verunsichert. Dabei dachte ich doch mal wieder nur an ihn. Wer wollte schon neben einem Maedel aufwachen, dass seit drei Tagen den selben Slip trug. Und wer wollte schon neben einem Kerl aufwachen in einem seit drei Tagen benutzten, leicht fischig riechenden Slip. Alles nicht so optimal!
Als ich den palmenumsaeumten Apartmentkomplex jedoch einige Zeit spaeter erspaehte, war alles andere nebensaechlich. Ich hatte augenblicklich wieder das Gefuehl, dass ich hier goldrichtig war. Gut, der Slip began langsam zu pieken, vielleicht musste mal Luft dran. Also so ganz allgemein. An meinen Koerper. Raus aus den verschwitzten Klamotten. Dauerte nicht mehr lang. War wunderschoen.

Schaut doch bitte noch auf meiner Facebookseite vorbei und lasst ein 'Gefaellt mir' dort:
California: Meine Geschichte, mein Abenteuer

Freitag, 20. Februar 2015


                                                                                  9
Beziehungsstatus: Es wird kompliziert gemacht!
Ich schreckte aus dem Schlaf auf und war zunaechst orientierungslos. Mein Nachthemd klebte kalt an meinem Koerper. Als sich Justins saegendes Schnarchen in meinem rechten Ohr breitmachte, sackteich erleichtert zurueck ins Kopfkissen. Es war kein Traum, ich war tatsaechlich in California geblieben. Ein Blick auf die Armbanduhr verriet mir, dass mein Flieger bereits seit drei Stunden gen Heimat flog. Ohne mich! Dass ich mich ueberhaupt noch darueber wunderte, nachdem ich grundsaetzlich meinen Verstand in Liebesdingen ausschaltete.
Der Abend zuvor war anders gewesen als sonst. Eine merkwuerdige Anspannung lag in der Luft. Als haetten wir uns mit der Stornierung des Fluges bereits dazu entschieden, unser Leben miteinander zu verbringen. Unter uns, fuer mich war das bereits vor unserem ersten Treffen besiegelt. Ich sage ja, der Verstand ist irgendwo zwischen der vierten Facebook- und fuenften What’s app. Message auf der Strecke geblieben. Vielleicht sollte ich bei Mark Zuckerberg mal anfragen, ob ich irgendeine Chance hatte meine Rechte daran wiederzubekommen.
Die Situation war verrueckt. Ich hatte saemtliche Pflichten verschoben, um meiner Romanze die Moeglichkeit einzuraeumen zu wachsen und zu gedeihen, hatte aber gleichzeitig das paradoxe Gefuehl, ihr koennte dabei die Luft abgeschnuert werden. Enscheidung getroffen! Was brachte es jetzt damit zu hadern?
Es wurden wunderschoene weitere zehn Tage. Ich wusste, dass zuhause einiges an Arbeit auf mich warten wuerde, welches sich kein weiteres Mal aufschieben liesse. Ausserdem wollte ich die Situation nicht bis zum Ultimo ausreizen.
Bevor ich allerdings fuhr, wollte ich unseren Beziehungsstatus checken. Ich wartete einen sehr intimen Moment ab (nicht sooo intim!!) und fragte ihn, wie ernst er unsere Verbindung sehe. “Sehr Ernst!”, laechelte er, drueckte mich noch naeher an sich heran und wir verschmolzen foermlich ineinander. (Pfui Teufel, lebt eure Phantasien woanders aus!J) Naja, jetzt steckte ich halb drin (in der Situation). Vergleichbar mit dem Gefuehl frueher auf dem Schulklo: war die halbe Scheisse draussen, gab es kein zurueck mehr. Dann konnte man nur noch hoffen, dass es nicht allzu laut plumpste.
“Das heisst, wir sind nun Boyfriend-Girlfriend?” rueckversicherte ich das, was schon unausgesprochen auf einem silbernen Tablett vor uns lag und ihm nur noch in den Mund gelegt werden musste.
“Lass uns warten!” Scheisse versenkt. Nun spuckte er unsere Gefuehle fuereinander buchstaeblich zurueck auf’s Tablett. Bis wann genau? Bis Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen oder du merkst, dass du bei der heissen Blondine mit mindestens einer Koerbchengroesse mehr als ich keine Schnitte hast? Hatte mich mein Gespuer denn so getaeuscht?
“O-O-Okay good!” stammelte ich verlegen und wandte mich eingeschnappt zur Seite.
“Mad?”, fragte er mitfuehlend. Spiel jetzt nicht den Seelenklempner, nachdem du sie mir vorher ruecksichtslos rausgerissen und in tausend Teile zerstueckelt hast, dachte ich, schuettelte aber bloss den Kopf.
“Ich will mir erst ganz sicher sein!”, versuchte er seinen Standpunkt zu vertreten. Aber sicher mich fuenf Minuten zuvor auf”s Bett zu schmeissen und mit mir “Bums, bums, bums, der Plumpssack geht herum” zu spielen warst du dir schon oder was? Schon gut, eure ungezogenen Phantasien waren gar nicht so abwegig. Bloede heutige Zeit, in der sich einfach niemand mehr auf eine feste Beziehung einlassen moechte. Frueher bedeutete der erste Kuss bereits, dass man eine Woche spaeter verheiratet war. Haette ich doch damals gelebt. Moment, dann waere ich bereits seit 1 ½ Jahrzehnten mit dem fetten, verpickelten Nils aus meinem Ostseeurlaub lieert. Dann lieber ab und an mal eine Enttaeuschung erleben, als Morgen fuer Morgen neben einer aufzuwachen.
Justin schien mein gruebelndes Schweigen zu verunsichern. Er kraulte meinen Nacken und versicherte mir, wenn ich wiederkommen wuerde, waeren wir ein Paar. Damit liess ich mich zunaechst semi zufrieden abspeisen.
Der Tag der Heimreise kam rascher, als mir lieb war. Das Wetter am kalifornischen Himmel unterstrich meine Gemuetslage. Dicke, graue Wolken hingen ueber mir, bereit sich in Kuerze ungebremst zu entladen. So stiefelte ich mittags mit Sack und Pack ueber die grosse Hauptstrasse zu Justins Buero, um ein zuenftiges Abschiedsszenario zu kreieren. Bislang hatte ich erfolgreich gegen den Traenenstau, der sich gegen meine Netzhaut draengte, angekaempft. Dies aenderte sich schlagartig, als ich ihn sah. In seinem Anzug. Ganz alleine. Vor seinem Buero. Hilflos. Einsam. Emotionen, Emotionen. Alle Daemme brachen und mir stuerzten Traenenbaeche ungebremst das Gesicht herab. Wasser fuer Kalifornien! Ich umarmte ihn unzaehlige Male und drueckte seinen kratzenden Bart gegen meine feuchte Wange. “Ich will nicht gehen!”, heulte ich verzweifelt. “Dann bleib!”, murmelte er. Gleiches Spiel, anderer Ausgang. Heute musste ich gehen, zu lange hatte ich den Abschied schon hinausgezoegert. Wir beschlossen uns in zwei Monaten wiederzusehen, nachdem ich in Deutschland etwas Geld zusammengekratzt und meine Angelegenheiten geklaert hatte. Ich wimmerte noch, als ich im grossen Jeep zum Flughafen gefahren wurde.
Selbst als ich fuenf Stunden spaeter im Flugzeug sass, wollte ich die Endgueltigkeit, die hinter diesem Abschied stehen koennte, nicht wahrhaben. Warum nicht aus dem Flugzeug ausbrechen, bevor es die Landebahn verlassen hatte. Bloedsinn! Zwar waren wir noch in unmittelbarer Naehe zu Hollywood und doch wuerden meine Zuschauer heute kein Happy-End mehr erleben. Wenigstens schien ich die ganze Sitzreihe fuer mich zu haben. Nur noch vereinzelt kamen Passagiere durch die Reihen, um sich den Weg zu ihrem Sitz zu Bahnen. Ich schob mir gerade die Sonnenbrille auf meine Nase um klammheimlich noch ein paar Traenchen zu verdruecken, als ein dicker, osteuropaeisch aussehender Mann durch’s  Flugzeug bollerte.  Bitte setze dich jetzt nicht neben mich, dachte ich verweifelt. Er tat es! Aber erst, nachdem er sich seinen zwei Nummern zu kleinen Pullover unter Freilegung seiner Wampe vom Leib gerissen hatte. Ganz und gar kein Happy-End fuer mich heute. Und dann war der Fettwanz auch noch so unfassbar gespraechig und erzaehlte mir in seinem schlechten Englisch, wie viel er in den letzten Wochen abgenommen hatte. Sollte ich jetzt auch noch dankbar dafuer sein, dass mir wenigstens der halbe Sitzplatz blieb? Ich musste mich schon konzentrieren nicht von der Kante zu fallen. Lass mich doch einfach in Ruhe heulen, dachte ich. Als er das Gespraech dann auf mein Heimatland lenkte, wendete sich das Blatt. Er begann ein beinahe fliessendes Deutsch zu sprechen und echten Humor zu haben. Wieder mal viel zu schnell meinen Vorurteilen hingegeben. Die Zeit verging, wen wundert’s, wie im Flug und als wir zwoelf Stunden spaeter im verschneiten Moskau landeten (Ich weiss, sonderbare Flugroute), spendierte er mir sogar noch einen Tee. Nach weiteren drei Stunden Flug, kam ich dann endlich in Duesseldorf an. Meine Eltern erwarteten mich sehnsuechtig und mit funkelnden Augen und ich bemerkte erst jetzt, wie sehr sie mir gefehlt hatten.
Als ich Justin schliesslich wissen lassen wollte, dass ich gut angekommen war, erwartete mich eine Flut von Nachrichten. Ich las sie mir wieder und wieder durch und haette ich noch irgendwo welche uebrig gehabt, waere ich sicherlich zu Traenen geruehrt gewesen. “Come back baby!”, stand dort unverkennbar scharf geschrieben. “Please come back as soon as possible!”

Mittwoch, 18. Februar 2015


                                                                                               8
Warum fahren, wenn es am schoensten ist?
Ich habe ja schon von Tricks gehoert, wie man bechern kann, ohne sich anschliessend dem ansteigenden Alkoholspiegel im Blut und der damit verbundenen, sinkenden Hemmschwelle kampflos ausgeliefert zu fuehlen. Die gaengigste aller Vorkehrungen lautet ohne Wenn und Aber vorher ausreichend zu essen. Zudem sollte man zwischen den Shots ein Glas Wasser trinken. Soll helfen, nie probiert! Wenn ich mich mal mit einem Auto vergleiche und in meinen Tank 40 Liter passen, war der Tank bereits zu drei Viertel mit Truthahnschenkeln und Schokokuchen gestopft. Wo soll da noch Wasser Platz finden?
Ein etwas abscheulicher Gedanke ist es, vor dem Alkoholgenuss Oel zu konsumieren. Das soll angeblich helfen, die Wirkung der Spirituosen zu verzoegern. Hat den Vorteil, dass man sich in der jeweiligen Situation trotz Alkohol unter Kontrolle hat. Bizarre Vorstellung, auf einmal um vier Uhr nachts in unheimliche Feierlaune zu verfallen, weil im Schlaf der Pegel nach oben schnellt. Naja auch das kam fuer mich nicht in Frage denn, haltet mich nicht fuer eitel, aber man darf das mit dem guten Stoffwechsel auch nicht ueberstrapazieren.
Also, was soll’s, rein mit den Schnaepsen. Woran erkennt man aber einen guten von einem schlechten Tequila. Das ist nun wirklich keine Herausforderung. Woran erkennt man einen guten von einem schlechten Lover? Richtig, der Gute fragt regelmaessig nach dem Akt wie er war, waehrend sich der schlechte unmittelbar danach umdreht und friedlich eindaemmert (ich hoffe hier fuehlt sich niemand auf den ‘Schlips’ getreten). Genauso auch bei der Tequila Verkoestigung. Wenn der Dad waehrend mir der Shot brennend die Kehle herunterrinnt gespannt auf  meine Hauptschlagader am Hals starrt und mich anschliessend dreimal fragt, wie er mir denn gechmeckt haette, musste er einfach gut sein. 100 Prozent Trefferquote! Ich konnte beruhigt ins Bett wanken.
Am naechsten Mittag beschlossen wir uns leicht bis mittelschwer verkatert mit Erica und Gio, einem befreundeten Paar und Justins Schwester zu treffen. Es galt Capitola, ein kleines, am Meer gelegenes Staedtchen zu erkunden. Zwar habe ich nicht im Duden nachgeschaut, doch schien ‘erkunden’ im amerikanischen Sprachgebrauch wohl als Synonym fuer ‘das Abklappern saemtlicher Bars’ zu stehen. Zack, schon wieder betrunken, na hoerte das denn nie auf? Wie gut, dass die Sprachbarriere in solcher Hinsicht ein echter Vorteil war, als dass ich aufgrund mangelnden Vokabulars gar nicht aussergewoehnlich redselig werden konnte. Das ueberliess ich dann lieber den anderen. Welch Balsam, fuer die Seele zu hoeren, wie sehr man sich mich doch als ‘Sister in Law’ wuenschte. Der Abend spruehte nur so vor Esprit und als dann der “Wolle du Rose kaufe”-Mann (verliert ins englische uebersetzt geringfuegig an Liebreiz) des Weges kam, schenkte Gio uns drei Maedels und der verbluefften Dame am Nachbarstisch jeweils einen Strauss Blumen. Charme haben sie ja, die Americans.
Als wir nachts summend durch die Gassen torkelten und Justin unser kleines Grueppchen vorsichtshalber noch einmal durchzaehlte, bemerkten wir wie vom Donner geruehrt, dass wir uns um eine Person verringert hatten. Erica war verschwunden. “Die wird schon wieder auftauchen, immerhin habe ich noch ihre Blumen”, witzelte Gio. Hatte ich jemals ‘Amerikaner’ und ‘Charme’ in einem Satz erwaehnt? Vergesst es!
Wir stampften durch die Strassen und riefen ihren Namen. Ihr Freund schien genervt. Mir war nicht ganz klar, ob davon, dass er seine Verlobte lieber gar nicht wieder gefunden haette oder weil es vermutlich nicht das erste Mal war, dass sie abhanden gekommen war?
“Vielleicht sollten wir sie anrufen?”, kam es Justins Schwester geistesanwesend in den Sinn. Gar nicht mal so abwegig im heutigen Zeitalter. Sie nahm tatsaechlich ab…und war auf 180! Ihre Wut galt nicht uns allen, sondern vornehmlich ihrem minder interessierten Verlobten. Wir sammelten sie an einem der Shops ein und steuerten zurueck Richtung Hollister. Waehrend Erica sich langsam zu beruhigen begann, schien Gio sich in seiner Ehre gekraenkt zu fuehlen. Zunaechst ignorierte er seine inzwischen wie ein zahmes Laemmchen dreinblickende Geliebte (hier nicht umbedingt woertlich zu nehmen). Doch als wir dann nach peinlich beruehrten 60 Minuten Fahrt durch die Nacht, mit diversen Pipi Pausen, endlich Justins Elternhaus erreichten, lief das Fass ueber. Wie in einem schlechten Hollister-Film (Kommt schon, so schlecht ist das Wortspiel nicht!) schleuderte er Ericas Tasche, inklusive Rosen auf den harten Asphalt, wo die Blueten buchstaeblich zerbarsten. Anschliessend stieg er alkoholisiert ins Auto und raste mit quietschenden Reifen davon. Ein Drama!
Schweigend, taetschelte Justin meine Schulter, als taete es ihm leid, dass ich so etwas in meinem Urlaub erleben musste. Dann machte er mir pikiert deutlich, dass seine solche Szene unter Amerikanern nicht unueblich waere. Da war es mal wieder, das beruehmte Schubladendenken. Sollte ich ihm in diesem Zusammenhang wirklich erzaehlen, dass ich meinem Ex in einem Anfall von Tobsucht die Frontscheibe seines BMW zertreten hatte? Das waere vermutlich zu viel, die Schublade wuerde sich anschliessend nicht mehr schliessen lassen. Egal, lassen wir ihn in dem Glauben die Deutschen wuerden sich hoechstens darum streiten, wer zu Mittag Sauerkraut und Bratwurst zubereiten und das Bier kaltstellen durfte.
Nach noch ein bis zwei Shots Tequila (musste der schlechte sein, da keine Aufmerksamkeit auf meine Reaktion) schliefen wir mal wieder zugedroehnt ein. Nachts, als Justin sich den Weg zur Tuer bahnen wollte, um seiner Blase freien Lauf zu lassen, plumste er wie ein schwerer Stein auf den Boden. Der Gedanke, ob er wohl den Oel-Trick angewandt hatte, wurde durch sein herzhaftes Lachen ausgeloescht, dass mich unweigerlich mitriss.
Der naechste Tag begann nicht so lustig. Mein Kopf flippte mal wieder im Dreieck, dabei war heute San Francisco geplant und und ich hatte mich unfassbar auf diese vermeintlich beeindruckende Stadt gefreut. Als ich dann schlaftrunken mein Handy checkte, erwartete mich die unschoene Nachricht eines Patienten, der mich enttaeuscht fragte, wieso ich nicht mehr in der Praxis arbeiten wuerde. It sucks! Musste man jetzt schon von seinen Patienten erfahren, dass man gekuendigt wurde? Die anschliessende aggressiv-anmutende “What’s app” Koversation mit meinem Ex-Chef kurbelte meine Laune auch nicht gerade an. Mein Kopf brummte grimmig und entschied sich dagegen aufzustehen. Und dann war heute auch noch der letzte Tag meiner Reise. Wuerde ich je wiederkommen und wie wuerde diese unfassbar schoene, aber umso komliziertere Lovestory weitergehen? Und wuerde sie das ueberhaupt tun? Fragen, die mir prompt die Traenen in die Augen schiessen liessen.
Ich riss mich zusammen und entschied mich zumindest dazu mit der kompletten Familie in einem franzoesisch-amerikanischen Restaurant zu dinnieren. Nachdem ich zunaechst panisch vermutete, dass mein ‘deutscher Schokokuchen’ als ‘Tarte au Chocolat’ entlarvt werden konnte, stellte ich mit Erleichterung fest, dass das einzig franzoesische an diesem Restaurant das Bidet auf der Toilette war. Aber nun gut, es war ein Anfang! Ein grosser Unterschied zwischen den amerikanischen Essgewohnheiten im Gegensatz zu den europaeischen ist, dass die Amerikaner essen gehen, der Nahrungsaufnahme wegen. Europaeer in Dissonanz hierzu vielmehr der Konversation in Verbindung mit einem guten Essen. Im Klartext fuehlte ich mich vermutlich waehrend des Essens mehr gejagt, als das Rind, auf meinem Teller, vor seiner Hinrichtung.
Die Nacht war kurz und schlaflos, ich spuerte eine ungeheure Anspannung, wenn ich ueber den Abschied nachdachte. Die Verabschiedung der Eltern war beinahe noch herzlicher, als die Begruessung wenige Tage zuvor, auch wenn mir nun danach war, sie mit Komplimenten bezueglich ihrer fabuloesen Gastfreundschaft zu ueberhaeufen.
Im Auto schossen mir die Traenen wie aus Fontaenen in die Augen und liessen meinen Koerper bibbern.  Justin betrachtete mich aus dem Augenwinkel skeptisch und fragte mich anschliessend unsicher, ob alles in Ordnung sei. Ich schuettelte wimmernd den Kopf. “Willst du bleiben?” Die Worte hallten in meinen Ohren. Ich rieb mir die Augen, bis die verschwommene einer klaren Sicht wich. “Ja!”, murmelte ich heiser. Mein Blick war nun glasklar “Ja, ich will bleiben!”

Donnerstag, 12. Februar 2015


                                                                                7
Zwischen Truthahnbrust und deutscher Schokotarte
Die Umarmung war herzlich und vertraut. Sie war Nahe der zweiten und in direkter Verwandschaft zur dritten imaginaeren Umarmung, die ich mir ausgemalt hatte. Zunaechst wurde ich herzhaft gedrueckt, dann mit Komplimenten ueberschuettet. Die Mum schien sich ehrlich zu freuen, mich kennenzulernen.
Es gibt einige grundlegende Unterschiede einer deutschen ersten Begegnung, im Gegensatz zu einer amerikanischen. Der Deutsche wuerde vermutlich die Hand geben oder unter starkem Alkoholeinfluss mit Delirium gegebenenfalls eine Umarmung mit Sicherheitsabstandes beider Unterkoerper vollziehen (Es wird so steif durchgefuehrt, wie es klingt!). Dann wuerde er sich vorstellen und kundtun, dass er sich sehr ueber deinen Besuch freue (…wenn sprechen noch moeglich).  Nachdem du allerdings von einem Amerikaner begruesst wurdest, ueberlegst du wahrhaftig, warum du einen ‘gescheiten’ Beruf gewaehlt hast und kein Topmodel geworden bist. Du wirst ueberhaeuft mit Komplimenten ueber dein wahnsinniges Aussehen.
Nachdem Justins Mum dies getan hatte, galt es herauszukristallisieren, ob sie jetzt wohl ein Gegenkompliment erwarten wuerde. Aber: Ja du hast auch wunderschoene Augen und eine klasse Figur fand ich dann doch etwas plump. Warum sich dann nicht deutsch und schuechtern fuer die Gastfreundschaft bedanken. “Das ist doch gar kein Problem, fuehle dich wie zuhause.” Ahhh, wie ich das hasste. Was grundsaetzlich so grosszuegig aufwartete, katapultierte einen schnell in eine Zwickmuehle. Sollte ich mich wirklich am Kuehlschrank bedienen, wann immer mir danach war und dem Dad gegebenenfalls seine letzte Bierflasche leer trinken? (Nicht, dass ich das bei dem amerikanischenen Urinal je in Erwaegung gezogen haette) Dabei wuerde ich mich unweigerlich unwohl fuehlen. Oder sollte ich mein Anliegen vorbringen, obwohl mir ja zuvor gesagt wurde, ich koenne mich bedienen. Dabei wuerde ich mich unweigerlich unwohl fuehlen. Also egal wie ich es machte, am Ende wuerden sich meine Wangen zartrosa faerben und ich wuerde wie ein Depp dastehen. Resuemierend brachte mich diese ausweglose Situation dazu im Notfall zu hungern und stuendlich auf dem WC aus dem Hahn etwas zu Trinken abzuzapfen.
Themenwechsel: Wie gefaellt man eigentlich Schwiegereltern in Spe innerhalb von einer Minute. Beim Dad ist das easy. Er muss bloss denken: Gut gemacht mein Junge, die haette ich an deiner Stelle auch geknallt! Bei der Mum ist das Ganze etwas anspruchsvoller. Man koennte vermutlich eine vielseitige Studie darueber schreiben. Meine Aufmerksamkeit muss gleichermassen unter ihr und ihrem Sohn aufgeteilt werden. Soweit die Theorie, hier die Praxis. Vater: done! Mutter: Ich wandte hemmungslos den gaengisten Trick an und drueckte ihr kleine Paeckchen von deutschen Teevariationen in die Hand und bemerkte anbei: “Justin hat mir verraten, wie sehr du Tee liebst?!” Dann wandte ich mich Justin zu, kraulte ihm den Nacken und kuesste ihn zaertlich auf die Wange. Mission completed!
Mein Beitrag zum Thanksgivingsmenue war die Zubereitung eines typisch deutschen Desserts. Justin bat mich darum, als ich noch in Deutschland war. Da Kochen und Backen zu meinen grossen Passionen gehoert, durfte das kein grosses Problem darstellen. Jedoch war nach dem googlen der ‘Bayrisch Crème’ meine Phantasie diesbezueglich ausgeschoepft. Warum dann nicht einfach etwas franzoesisches als deutsch verkaufen? Wem sollte das schon auffallen? Ich entschied mich fuer eine ‘Tarte au Chocolat an Himbeerbaiser’, welches ich ganz Bott als ‘Schokoladenkuchen mit Himbeerschlag’ verkaufte. Wohlklingend, wie die deutsche Sprache halt ist, damit es mir auch jeder abnahm.
Also stiefelten Justin und ich nach einem kurzen, deftigen Fruehstueck los, um einzukaufen. Gute deutsche Schokolade und Baiser hatte ich bereits aus Deutschland mitgebracht. Kaum vorstellbar, welch Drama der Beamte am Flughafen veranstaltet hatte, als ich ihm erzaehlte, ich haette eine Suessigkeit mit Ei und Zucker in Gepaeck. “Wie bitte, sie haben Eier mit?”, fragte er entlarvend.
“Werde ich jetzt verhaftet?”, schoss es mir ironisch durch den Kopf. Amerika, das Land in dem jegliche Art von Waffen erlaubt sind, aber Eier ein Problem darstellen? Kleiner Kick zwischen die Beine und es sind noch zwei Eier weniger, schmunzelte ich amuesiert gruebelnd. Im Endeffekt haben wir beide unsere zuckersuessen Eier behalten.
Die Lebensmittel waren wider erwarten schnell beisammen, an der Marmelade waere es fast gescheitert (jam, nicht marmalade!).
Waehrend der Zubereitung begann ich bereits Weisswein zu trinken. Zur Vollstaendigkeit halber, ich hatte nicht danach gefragt, er wurde mir angeboten (Zwickmuehle und so, siehe oben).Ich hoffte instaendig, dass es diesmal keinen Grund fuer mich gab, beleidigt zu sein. Damit wuerde ich mich direkt ins Aus katapultieren. Zu meiner Erleichterung bemerkte ich, dass der Alkohol mich heute eher locker, denn aggressiv machte. Als es klingelte, stand Justins Schwester mit ihren beiden Kindern vor der Tuer. Auch sie ueberhaeufte mich mit Komplimenten. Waehrend die Mum ihren Fokus eher auf Haare und Body legte, rueckte die Schwester die wunderschoenen Lippen und die kleine Stupsnase in den Fokus. Congratulations, ich schien rundum perfekt zu sein. J
Die Kinder speiste ich, im wahrsten Sinne des Wortes, mit einem riesigen Kinderschokoei ab(Ups, ich hatte geschwindelt, da waren ja noch mehr Eier im Koffer). Urspruenglich waren es mal zwei gewesen, aber hattet ihr schonmal nachts ploetzlich Heisshunger? Auch ihr ‘Yes’ zu ihrem Onkel hatte ich bereits. Fast zu einfach, um wahr zu sein.
Etwas angeschwipst setzte ich mich an den grossen runden Tisch, um zum ersten Mal im Leben einen zuenftigen Truthahn zu verputzen. Also mit etwas Hilfe der anderen natuerlich. Er wurde mit Bohnen und Suesskartoffelpueree gereicht. Es schmeckte grossartig. Nur war ich so angespannt, dass der Hunger, weitesgehend ausblieb. Trotzdem spachtelte ich todesmutig bis zum bitteren Ende.
Mein groesster Druck galt dem urdeutschen Dessert. Doch auch dieses haette ab sofort auf Vollzeitbasis modeln koennen, so sehr wurde es in den Himmel gelobt. Was konnte jetzt noch schief gehen. Justins Dad brachte ruecksichtslos  mehrere Flaschen Tequila an den Tisch. “Wundere dich nicht, meine Eltern koennen saufen wie Loecher”, hallten Justins einstige Worte in meinen Ohren.
‘Nein’ sagen bedeutete nun als spiessige Langeweilerin abgestempelt zu werden. ‘Ja’ sagen koennte meinen Ruf als Schwiegermamas Liebling gegebenenfalls fuer immer ruinieren. Ich schluckte einige Male schwer und setzte anschliessend das erste Glas an.

Freitag, 6. Februar 2015


                                                                              6
Auf zur Wisteria Lane
Als Justin am naechsten Morgen in die Arbeit ging, blieb ich schwermuetig im Bett liegen. Eine Mischung aus stimmungsdrueckendem Kater und dem Gefuehl von Ohnmacht machte sich in mir breit und hinderte mich daran, auch nur eine Sekunde ans Aufstehen zu denken. Als das Handy schonungslos surrte, rechnete ich nicht mit ihm. Doch es war tatsaechlich Justin. Er schrieb: Baby, ich glaube, ich habe gestern etwas ueberreagiert. Gib du mir meinen Freiraum und vertraue mir, und ich mache das Gleiche bei dir. Deal?
Und ob! Die depressive Grundstimmung wich einem energiebesetztem Hochgefuehl. Ich robbte aus dem Bett, gespannt was der Tag noch so zu bieten hatte. Ein Jammer, dass meine psychische Verfassung so stark von den Befindlichkeiten einer anderen Person abhing. Egal, sein Daumen war oben und meine Gemuetslage ebenso.
Als er abends nach Hause kam, zogen wir erst einmal das Versoehnungsprogramm durch und entschieden uns von nun an haeufiger zu streiten. (Aber nur, wenn er demnaechst etwas gut zu machen hatte und den devoten Part uebernahm. J)
Wir starteten unsere Tour Richtung San Francisco also wie geplant am naechsten Abend. Eingerechnet dem Stau, der uns zwangslaeufig in und um L.A. herum erwarten wuerde, rechnete Justin mit einer Fahrt von round about sieben Stunden. Wir wuerden also erst nachts sein Elternhaus im kleinen Oertchen Hollister erreichen. Da unsere Rueckfahrt fuer sonntags geplant war, dem Tag meines Rueckfluges, musste ich schweren Herzens Sack und Pack mitschleppen. Ein erstes Gefuehl von Abschied machte sich breit. Ich dachte kurzzeitig darueber nach meinen Reisepasss versehentlich in der Schublade zu vergessen, verwarf den Gedanken aber geschwind wieder. Keine Spielchen mehr. Das konnte nur schief gehen. Schublade auf, Reisepass im Handgepaeck verstaut, reines Gewissen.
Auf der Fahrt hatte ich dann genug Zeit mir Sorgen zu machen, was beim Zusammentreffen mit den Eltern alles schief gehen koennte. Mal abgesehen davon, dass ich im Umgang mit potentiellen Schwiegereltern noch weitesgehend jungfraeulich war, bereitete mir die Sprachbarriere die groessten Bauchschmerzen. Haette ich doch damals in der Schule besser die Vokabeln gebueffelt. Naja, die Ueberlegung war vermutlich fruchtlos. Man konnte sich ja schliesslich nicht seine Teenie-Nachmittage mit Mathe pauken versauen, nur weil man in zehn Jahren theoretisch den Entwickler der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Tinder matchen koennte. Ach, der ist schon tot? Ich sag doch, man kann nicht jede Unterrichtsstunde aufmerksam verfolgen. Was soll’s! Wenn jemand verzweifelt versucht deutsch zu sprechen und die Artikel “der” und “die” vertauscht, denkt man sich ja auch nicht: Oh man ist das peinlich!, sondern vielmehr: Wie suess, da versucht es jemand wirklich! Vorausgesetzt natuerlich, die Person ist nicht in Deutschland aufgewachsen. Soll ja auch vorkommen.
“Alles ok? Du bist so still!”, riss mich Justin schliesslich aus meinen Ueberlegungen. Seine Unterlippe bildete eine Beule. Er hatte die Angewohnheit auf Fahrten von mindestens einer Stunde Kautabak zu konsumieren. Wenn er wuesste, wie bloed er dabei aussah.
“Alles ok, ich bin nur muede”, flunkerte ich laechelnd. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und liess sie mindestens zehn Minuten dort liegen. Ohne sich zwischendurch am Hinterkopf zu kratzen. Ein Fortschritt, wie ich fand. Nach den zehn Minuten juckte es ihm dann scheinbar zwischen den Beinen. Danach legte ich dann ehrlich gesagt auch nicht mehr den groessten Wert auf seine Hand an meinem Koerper.
Nach einer langen, von kleinen Pipi- und Cookiepausen unterbrochenen Fahrt, kamen wir bei pechschwarzer Nacht in Hollister an. Der Baer steppte hier nicht gerade. Aber die Wohnsiedlung der Eltern, war genauso, wie ich sie mir in Amerika vorstellen wuerde. Aehnlich der Wisteria Lane bei “Desperate Housewives”.
Der Schluessel lag ganz mysterioes unter der Fussmatte, Mom and Dad schliefen bereits. Durchs Haus zog ein etwas merkwuerdiger, undefinierbarer Geruch. Vielleicht war das den beginnenden Vorbereitungen fuer das morgige Thanksgiving geschuldet.
Unser Zimmer haette eines in einem Maerchenschloss sein koennen. Ein kleiner Schminktisch mit Pflegeutensilien stand an einer Wand, ein flauschiger Veloursteppich bedeckte den Boden und ein wohlig gepolstertes Bett befand sich  am mit Gardinen umsaeumten Fenster. Nun gut, fuer gewisse Stunden war das Bett sicher nicht perfekt, da es schon Probleme bereitete sich von einer Seite zur anderen zu drehen. Aber -who cares- wozu bumsen, wenn man auch schlafen kann.
Die Nacht war frisch, im Norden von Kalifornien schien es deutlich kuehler zu sein als in Orange County. Also kuschelte ich mich an Justin und nickte zwischen der dritten und vierten imaginaeren Umarmung mit seiner Mutter schliesslich ein.
Als ich am fruehen Morgen dann aufwachte, hoerte ich im Untergeschoss bereits jemanden werkeln. Und da waren Stimmen, eine maennliche und eine weibliche. Mein Herz schlug bis zum Hals. Die erste Begegnung stand unmittelbar bevor und da ich wusste, wie wichtig Justin die Meinung der Eltern war, konnte der erste Eindruck der Beziehung in eine bestimmte Richtung verhelfen. Oder sie gnadenlos durch die Holzdielen krachen lassen.
Am liebsten haette ich die Situation sofort und alleine hinter mich gebracht. Aber das waere unfair gegenueber Justin gewesen, den das Ganze nicht sonderlich zu beunruhigen schien, seinem saegenden Schnarchen nach zu urteilen.
Also sprang ich schnell unter die Dusche und wunderte mich, dass nach gefuehlt einer Minute der Wasserstrahl schwaecher wurde und schliesslich ganz versiegte. Halbfertig stieg ich aus der Wanne. Den Rest wusch ich mir weitesgehend am Waschbecken ab. Justin verriet mir spaeter unter bruellendem Gelaechter, dass man nach einer kurzen Zeit an einem Haken ziehen muesse, dann kaeme eine erneute Ladung Wasser. Egal, jetzt war ich bereits in trockenen Tuechern und den schmierigen Duschgel-Film musste meine Haut eben mal einen Tag lang abkoennen. Das geringste Problem! Als ich Justin dann nach einer gefuehlten Ewigkeit endlich aus den Federn bekam, schlich ich gepudert und gebohnert hinter ihm die knarrenden Treppen hinab.

Mittwoch, 4. Februar 2015


                                                                      5
Back to reality
Die ersten Tage meines “Liebesexperiments” standen vollkommen im Zeichen der Harmonie. Ich liess mich von seinen Plaenen leiten, die er ganz in meinem Sinne geschmiedet hatte. Er zeigte mir die schoensten Ecken Suedkaliforniens, waehrend  dennoch genug Zeit fuer das Fummeln zwischendurch blieb. Wir lachten beinahe ununterbrochen, obwohl man ja meinen koennte, dass die Sprachbarriere einem im Weg stuende. Mit nichten! Na gut, die ein oder andere Pointe setzte man mal etwas verzoegert und der Witz kam irgendwie nicht wirklich rueber. “German-Joke?”, fragte Justin dann zumeist und ich nickte nur kichernd. Und zwischendurch machten wir uns auch ueber gerade diese Barrieren lustig:”Are you speaking Chinese baby?”, zog Justin mich manchmal auf. Wir planten sogar ueber Thanksgiving zu seinen Eltern zu fahren, die nahe San Francisco lebten. Endlich mal die Chance meine Karte als Schwiegermamas Liebling auszuspielen, mein Ex hatte mir seine Familie dreieinhalb Jahre lang (!!!) vorenthalten. Oder mich seiner Familie.
Es war nun also nahezu perfekt! Waehrend ich gedanklich schon mindestens beim Heiratsantrag auf der Pier von Santa Monica angelangt war (man denkt so schrecklich kitschig, wenn man verliebt ist), knickten vor uns die Palmenwedel ein und versperrten uns die Sicht auf das, was vor uns lag. Wow, diese Metapher haette Potential, um im Deutsch-LK fuenfseitig analysiert zu werden.
Es war inzwischen Montag und waehrend Justin den ganzen Tag im Buero verbrachte, vertrieb ich mir die Stunden mit ca. drei Stunden skypen (ich bin sehr mitteilungsbeduerftig, wen wundert’s), schlafen, sonnen, wieder schlafen, drei Stunden stylen (um danach so aussehen, als waere es eine halbe gewesen)…-war das jetzt die richtige Reihenfolge? Vielleicht habe ich auch erst geschlafen, dann geskyped und…naja whatever. Als Justin dann aus der Arbeit kam fuehlte ich mich herrlich entspannt. Wir gingen flott einkaufen, denn wir planten Barbeque am Pool. Barbeque ist in Kalifornien unfassbar beliebt, muss am Wetter liegen. Oder daran, dass es so schoen ungesund ist. Oder daran, dass in rauen Mengen gegrillt wird. Oder daran, dass es so kalorienreich ist. Ok, jetzt wiederhole ich mich.
Wir bereiteten Fleisch und Gemuese im Apartment vor und schlenderten mit Weinflasche unterm Arm gemuetlich zum Pool. Die Stimmung war fabuloes. Die warmen Lichter um das Becken herum, das Feuer des Kamins und der teure Merlot liessen mich daran glauben, der Heiratsantrag koennte hier und jetzt stattfinden. Justin kramte in seiner Hosentasche. Mein Herz pochte. Ups, nur das Feuerzeug. Verbrannt! Na dann halt doch am Strand von Santa Monica. Alles fuehlte sich gut an, ich war tiefenentspannt. Wer mich kennt weiss, dass das nicht gerade oft der Fall ist. Aber ich schaffte es in diesem Moment ganz im Hier und Jetzt zu sein. Doch dann, ganz ploetzlich wurden aus den zahmen Laemmchen (ich uebertreibe), zwei meckernde, sich raufende Ziegenboecke (ich uebertreibe nicht). Das Dilemma begann damit, dass Justin mich fragte, was los sei mit mir. Ich richtete meinen Blick auf ihn und entgegnete irritiert: “Nichts, was soll los sein?” Ich bin ein Mensch, der sehr harmoniebedueftig ist. Bis zu einem gewissen Punkt lasse ich mich reizen, ohne dass ich aus der Haut fahre. Diese Schwelle sinkt aber rapide ab, sobald ich unter mehr oder weniger starkem Einfluss von Alkohol stehe. “Du bist so komisch!”, antwortete Justin. Ok, Schwelle ueberschritten, Fass laeuft ueber. “Wieso bin ich komisch? Ich bin lediglich entspannt. Lass mich doch bitte einfach mal diese wunderschoene Stimmung geniessen”, bellte ich zurueck. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung dann allerdings schon im Keller. “Warum bist du denn so zickig. Ich frage ja nur, weil du so komisch bist!” Autsch, wenn er noch weiter in der Wunde bohren wuerde, stiesse er auf den Knochen. “Ich bin komisch? Du bist komisch!”, lallte ich angetrunken. Mist, wie konnte ich die Atmosphaere jetzt noch kitten? “Tut mir leid!”, wisperte ich resignierend. “Manchmal bekommt mir Alkohol nicht so gut.” “Das merke ich!”, zischte er beleidigt.
Warum schafften es die Maenner eigentlich immer die Situation so umzudrehen, dass ich mich im Endeffekt entschuldigte. Warum konnte sich denn kein Kerl einfach mal bei mir entschuldigen! Schon seit Jahren nicht mehr. Den Einzigen, den ich wirklich gut im Griff hatte, war mein Papa. Bei ihm musste ich allerdings auch nicht die Angst haben, dass er Schluss machen koennte.
Die Stimmung, sowie auch wir froestelten, also gingen wir pikiert zurueck in Justins Wohnung. Ich entschuldigte mich erneut (es muss ein verdammter Fluch sein) und irgendwann schlummerten wir betrunken, Arm in Arm auf der Couch ein. Als ich einige Zeit spaeter wieder aufwachte, war mein schlechtes Gefuehl noch immer nicht verschwunden. Zurecht? Im Halbdunkeln tastete ich nach meinem Handy und hatte ploetzlich seins in der Hand. Ohne wirklich darueber nachzudenken drueckte ich den Home-Button, als mich vor Enttaeuschung eine Welle der Uebelkeit ueberkam. Die Nachricht seines besten Freundes leuchtete grell und ruecksichtslos in meine mueden Augen. Dort stand: “Sei ehrlich bro, hast du noch Gefuehle fuer deine Ex?” Ich konnte Kevins Stimmlage bei der Formulierung der Nachricht deutlich hoeren, als wuerde er mir den Satz direkt ins Ohr kreischen. Alles zog sich zusammen. Geschockt warf ich das Handy auf die Couch zurueck. Schon vorher hatte ich ein komisches feeling im Bezug auf die Exfreundin gehabt, da er mich stetig zu ueberfueren glaubte, ich haette noch Gefuehle fuer meinen Ex-Bloedmann. Vielleicht, weil er von sich auf andere schloss?! Nicht genug Fehler gemacht heute, da ging noch mehr. Der Naechste war nicht nur fahrlaessig, er war vorsaetzlich leichtsinnig. “Baby, kann ich dich was fragen?, murmelte ich. Justin schreckte auf. “Huh?”, prustete er. “Hast du noch Gefuehle fuer deine Ex-Freundin? Kevin glaubt das, hat er dir geschrieben.” Auweia, geredet, bevor nachgedacht. Das wuerde vermutlich gewaltig schief laufen. Es lief noch viel schiefer. “Du hast jetzt nicht ernsthaft in meinem Handy gestalkt?”, bruellte er mich an. Ich zuckte erschrocken zusammen. “Nein, das wuerde ich nie machen, nur ein bisschen auf dem Display”, kaeme als Ausrede vermutlich lahm. Lasse ich das! Von Hochzeitsplaenen zur Scheidung innerhalb weniger Stunden. Welcome to Las Vegas und Umgebung!
“Das ist laecherlich. Du bist laecherlich!” Der hatte gesessen. Ich fing zu heulen an, wie ein beleidigtes Kleinkind. Ich hatte kein Mitleid zu erwarten. Im Gegenteil!
“Ich wollte eine Europaeerin, weil ich dachte, die waeren anders, aber du bist genauso wie die Amerikanerinnen!” Er war ausser sich. Ich flennte noch mehr. Etwas naiv von ihm gedacht, immerhin war ich auch nur eine Frau. Und aeusserst oberflaechlich geplant noch dazu. Vielleicht wuerde mein Vater doch rechbehalten mit seiner Annahme.
“Was heisst das jetzt?”, murmelte ich eingeschuechtert.
“Ich moechte dich so nicht meinen Eltern vorstellen. Entweder du nimmst einen frueheren Flug nach Hause, oder wir bleiben beide hier in Irvine. “
Der hatte gesessen. Voellig aufgeloest rief ich meine Familie an und berichtete, auf deutsch, heulend und direkt neben ihm. Das empfand er vollends als Beleidigung. Richtig konnte ich in diesem Moment ohnehin nichts mehr machen.
“Weisst du, was ich Kevin geantwortet habe?”, fragte er anschliessend erbost. Ich zuckte unsicher mit den Schultern. “No Way!”, kreischte er. “Absolutely no way!” Vielleicht hatte Kevin etwas vermutet, wo es gar nichts zu vermuten gab. Ich resignierte. Das wuerde eine schreckliche Nacht werden, geplagt von der Angst, der Traum von einer interkontinenalen Beziehung waere geplatzt und der vagen Hoffnung, dass ein Wunder geschehen wuerde. Das Wunder geschah schon am naechsten Vormittag!

Sonntag, 1. Februar 2015


                                                                   4
Hollywood, da wo jeder was kann
Ich wachte sehr frueh auf am naechsten Morgen. Der Jetlag, die ungewohnte Umgebung und ein bis zwei heftige Hustenattacken rissen mich aus dem Schlaf. Als Justin seine Augen langam oeffnete, mich anschaute und sich sein baertiger Mundbereich langsam zu einem Laecheln formte, war ich erleichtert. Er war vermutlich der eine von 30 nicht ganz so oberflaechlichen Amerikanern, der mich nach wenigen Tagen noch erkannte, auch wenn der erste (Make-Up)Putz zu broeckeln begann.
Heute stand L.A. inclusive Hollywood auf dem Programm, da beschloss ich den Putz erstmal wieder aufzutragen. Fuer den Fall, dass ein bekannter Regisseur noch die Hauptrolle in seinem Meisterwerk zu vergeben hatte, musste ich ja gewappnet sein. Und wofuer sollte ich mir einen abbrechen, in Hollywood durften die Leute ruhig sehen wie lange ich vor dem Spiegel verbracht hatte. Es musste halt nur so wirken, als haette ich Hand anlegen lassen und mir nicht selbst die Haende pudrig gemacht. Andere Staedte, andere Sitten. Hollywood ist eben nicht Wuppertal.
Als wir um 1pm nach Hollywood einfuhren, hinderte mich allerdings nur meine Mascara daran, nicht in einen tiefen Schlaf zu fallen. In Deutschland wuerde ich vermutlich friedlich schlummern (oder unter dem Einfluss von aufputschenden, alkoholischen Getraenken Party machen).
Aber Shit, du bist in Hollywood und keine 90! Schlafen kannst du auch ein anderes Mal, trichterte ich mir ein und schaffte es tatsaechlich fuer das obligatorische Facebook-Bild unter den beruehmten H-O-L-L-Y-W-O-O-D Lettern irgendwie motiviert auszusehen. War ich ja auch tief in mir drin. War ich schon immer tief in mir drin.
Wir setzten unser Sightseeing in Beverly Hills fort. Diese Haeuser, diese Vorgaerten! Starregisseur, wo bist du um mich zu entdecken? Vielleicht hatte er, wie ich, die Grippe und lag im Bett. Ich allerdings, liess mich im Gegensatz zu ihm durch so eine Lapalie nicht  entmutigen. Mal abgesehen von dem Krankheitstag vor meinem Trip, aber da winkten ja schliesslich auch keine Millionen! Apropos Geld, wisst ihr wie teuer parken in Beverly Hills ist? 2$ pro 15 Minuten. Ob es wohl Leute gibt, die tatsaechlich nur 15 Minuten hier verweilen? Was schafft man denn so in 15 Minuten!? Ein Toilettengang waere drin. Aber wenn man dann, mitten drin merkt, dass man doch “gross” muss, koennte das schon reichlich knapp werden. 4$ zum scheissen…teures Hollywood.
Wir jedenfalls spuerten da keinen Druck und schlenderten gemuetlich ueber den Rodeo Drive, elegant an jedem der Shops vorbei, denn was waere das fuer ein Dilemma, wenn mir der 3000 Dollar Shopper von Louis-Vuitton gefallen wuerde. Und ich ihn haben musste! Kein Shopper, kein Fun mehr, so einfach war es. Deshalb war es besser, dieser Zwangssituation  von Anfang an aus dem Weg zu gehen. Immerhin verlangten mir die Parkgebuehren schon mein gesamtes Shoppingbudget ab.
Naja, dann halt von Luft und Liebe leben. Euphorisiert ergriff ich Justins Hand. Dooferweise riss er sie nach wenigen Sekunden wieder weg um sich am Hinterkopf zu kratzen. Noch eine Annaeherung wagte ich nicht, denn haette er meine Hand halten wollen, haette er seine Schuppen auch mit der linken Hand abschrappen koennen. Naja, vielleicht war es auch nur ein Reflex, immerhin war er rechtshaendig. Welch abstruse Gedanken, lassen wir das.
Als wir dann so nebeneinander hergingen, jeder seine Hand bei sich (am Hinterkopf), kam es mir schon so vor, als starrten mich die Leute an. Popel an der Nase, Scheisse unterm Schuh oder dachten sie eventuell, ich mit meiner uebergrossen Sonnenbrille koennte ein Celebrity sein? Das Spektrum der Auslegung war gross. Als haette Justin meine Gedanken gelesen, sagte er: Merke dir eins Baby, in Hollywood meint jeder irgendwer grosses zu sein. Jeder kennt irgendwen, der jemanden kennt, jeder meint, er waere ein VIP.  Okay Okay, ich war wieder auf dem Boden,  vielleicht war es doch die Scheisse unter dem Schuh?
Als wir dann den Walk of Fame erfolgreich gemeistert hatten (Werde du mal alle zwei Minuten angesprochen, weil sie dir irgendeine CD von sich verkaufen wollen. Ein Minenfeld fuer jeden, der schlecht “Nein” sagen kann.) ging es gen kalifornischer Heimat Irvine. Die Partynight, die sich dem Sightseeing anschliessen sollte vertagten wir zunaechst, aufgrund unserer beider unbaendigen Muedigkeit. Also entweder hatte er mit seiner “Ich brauche nur 3-4 Stunden Schlaf” Prahlerei vollkommen uebertrieben oder ich machte ihn irgendwie schlaefrig. What ever, ich liebte ihn dafuer, dass er genauso ein Waschlappen war wie ich. Und immerhin hatten wir morgen noch einiges vor. Schliesslich hatte Justin Karten fuer die “Lakers” besorgt.  Es ging also sehr bald wieder nach L.A. und mir wurde erneut eine Chance geboten irgendwann mal wegen irgendwas entdeckt zu werden. Und echter VIP zu sein. Bis dahin. Gute Nacht!