Montag, 26. Januar 2015


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Die Vorgeschichte 2
“Will er denn gar gar nicht fruehstuecken?”, fragte Mama, nachdem ich es geschafft hatte, dem “Ich bleibe liegen, bis der Kampf vorbei ist”-Gefuehl zu trotzen und mich auf den Tag als Fremdenfuehrerin mental (Er darf nicht denken, dass ich ne Pussy bin) und koerperlich (duschen, schminken, Zaehneputzen, Mist, Lippenstift wieder ab, nochmal schminken) vorzubereiten. Die groesste Kunst besteht ja darin gewollt so auszusehen, als saehe man ungewollt so aus. Vereinfacht: Man stylt sich, sieht verdammt gut aus, aber niemand kaeme auf die Idee, dass man dafuer drei Stunden gebraucht hatte. Es wirkte eher, als sahe man versehentlich so geil aus.
Nach meinen absichtlich, unabsichlichen Vorbereitungen versuchte ich ihn sanft (Ice-Bucket Challenge fuer Fortgeschrittene) zu wecken. Ich war ja schon froh, dass er mich einige Stunden hatte schlafen lassen, nachdem er angekuendigt hatte wir machten das komplette Wochenende durch. Nun, das waere nicht gerade zutraeg-lich fuer die allgemeine Grundstimmung gewesen.
“Give me 10 minutes. I need a short power-nap!” wisperte er.
Aus dem 10 Minuten wurde dann, und ich uebertreibe kaum, ein 10 Stunden Power- ist-nun-wieder-hinueber-Nap. Um sechs Uhr stand er schliesslich auf und aus meinem Plan ihm Duessedorf zu zeigen, wurde bis auf Weiteres nichts. Aber warum sollte man nicht fuer drei Tage von L.A nach Wuppertal kommen, um sich mal zuenftig auszupennen?
Heute Abend stand noch Essen gehen mit der Family auf dem Programm, bei dem es mein uebergeordnetes Ziel war, das, was ich einfuehrte auch drin zu behalten. 
Ist euch mal aufgefallen, dass der Kater pro Lebensjahr ca. eine Stunde laenger anhaelt? War er frueher um die Nachmittagsstunden passee (habe 5 Minuten nach einem Accent gesucht, auf dieser Tastatur nicht fuendig geworden), habe ich heute im schlimmsten Fall noch zwei Tage spaeter Hangover Symptome. ‘Hangover’, auch wieder etwas, was sich im englischen anhoert, als muesse man es unbedingt mal gehabt haben, wobei der deutsche Kater nichts mit einem Schmusekaetzchen gemein hat, sondern vielmehr als kratzbuerstige Bestie daher kommt. Nachdem Papa gemerkt hatte, dass er besser Sprechen konnte, als dass er Verstand (eher ungewoehnlich, aber nun gut) und es sich fuer den Freund meiner Schwester nun endlich mal gelohnt hatte, alle Serien auf Englisch zu schauen, endete der Abend total relaxed bei meiner Kindergartenkumpeline.
Nach einer Nacht, in der wir mal wieder ungewoehnlich tief schliefen (rumhaengen macht auch muede), stand am naechsten Tag Koeln auf dem Programm. Und siehe da, der Zeitplan passte und wir machten uns schon mittags auf den Weg. Im Auto gab ich Justin dann einen kleinen Deutschkurs. Ob sich das wohl auch so putzig anhoert, wenn ich Englisch spreche??   Wir parkten mitten in Koelle und bahnten uns schliesslich den Weg zum Koelner Dom. Der Job als Fremdenfuehrerin faellt echt schwer, so ganz ohne Orientierungssinn. Da ist es schon gut, wenn die Sehenswuerdigkeit nicht ganz klein ist, man seine Brille dabei  und zudem noch maennliche Unterstuetzung hat.
Als uns dann irgendwann der Appetit ueberkam, wuenschte er sich etwas typisch deutsches. Gesagt, getan. Wir setzten uns in eine verpupte Altstadtkneipe und blaetterten hungrig in der Speisekarte, die es gluecklicherweise auch auf Englisch gab. Die Speisenvielfalt reichte von Gulaschsuppe, ueber Reibeplaetzchen bis Bohnen und Kassler. Also genau das, was er wollte, oder? Nach einiger Zeit fragte er irritirt: “Ist das alles, was die haben?” Ich anwortete mindestens genauso verwirrt: “Was haettest du denn gerne?” Seine Antwort war furztrocken: “Ein Sandwich waere jetzt super!”
Also zahlten wir schnell unsere Getraenke und gingen so richtig undeutsch zu ‘Starbucks’, wo er dann sein total amerikanisches Sandwich bekam. Anschliessend kam bei einem Koelsch (haette er nach einem amerikanischen Bier verlangt, waere ich vom Glauben abgefallen) dann das Beziehungsthema automatisch zu Stande. Ja gut, ich habe es angesprochen. Er wuerde nichts ueberstuerzen wollen, sondern wolle mich erstmal daten. Ich stimmte etwas beleidigt zu, wenngleich ich mir vorkam, wie in einem Highschool-Teenie Film, wo das Maedel vom Jungen aus dem Elternhaus abgeholt wurde. In ihrem rosa mit Pailetten besetzten Kleidchen sah sie so aussah wie eine Prinzessin, die das erste Mal ihr ‘Maedchen von nebenan’ Image verlor. Ihr saehe man jedenfalls an, dass sie drei Stunden vor dem Spiegel gestanden und Mamas Kleiderschrank durchwuelt hatte, im Gegensatz zu mir, der es ja gar nicht angesehen werden wollte. (Siehe oben) 
Leider gab es nach 90 Minuten kein Happy-End, sondern nur die Heimfahrt nach Wuppertal, mit kurzem Halt am Road-Stop. Wenn schon, muss das mit dem amerikanischen Essen auch konsequent durchgezogen werden.
Nachdem wir die sturmfreie Bude am Abend voll ausnutzten (zum quatschen und Haendchen halten und so), war sein Kurztrip auch fast schon wieder vorbei. Er fragte mich, ob ich ihn nicht bald in California besuchen wolle und ich willigte ohne zu zoegern ein.
Am naechsten Morgen folgte ein kurzer Abschied  und in wenigen Wochen so bleibt zu hoffen ein vielversprechende Wiedersehen!

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