Donnerstag, 2. April 2015



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Das Topmodel unter den Cities
Ich ging langsam genug, so dass nicht der Eindruck entstand, ich waere in Panik, aber so schnell, als dass er Probleme haben duerfte mir hinterherzukommen. Er stand noch immer im Tuerrahmen und starrte mir hinterher. Mein Stossgebet war erhoehrt worden, er hatte mich gehen lassen. Nicht ohne mich fuer den naechsten Tag wieder einzuladen…geschenkt. Ich wuerde ihm von nun an aus dem Weg gehen. Wie konnte ich ueberhaupt so naiv sein und den vagen Bekundungen eines alten, fremden Mannes glauben schenken. Ich war entruestet ueber mich selbst.
Es war noch einmal gut gegangen und ich wuerde daraus lernen, ganz sicher, ziemlich sicher, bestimmt! Justin starrte mich wenig spaeter argwoehnisch an, nachdem er sich aus seiner Anzughose heraus geschaelt hatte und sich erschoepft aufs Sofa fallen liess.
“Du bist zu diesem Mann nach Hause gegangen? Bist du noch ganz dicht?”, schimpfte er angesaeuert.
“Er ist Arzt, da dachte ich…!” Ich brach den Satz ab. Er hatte ja Recht. Es war reichlich daemlich das uneingeschraenkt zu Glauben, was einem ein alter, notgeiler Sack mit maessigen Englischkenntnissen verkaufte. Vielleicht war er Zuhaelter oder Marihuana-Dealer. Was auch immer…nie wieder!!
Themawechsel! Waehrend der Wochen, die ich nun schon in California verbrachte, draengte sich mir unweigerlich die Frage auf, was nach drei Monaten waere. Erstmal ein Rueckflug nach Hause. Und dann?
Ich began mir imaginaer eine Pro/Contra Liste zu erstellen. Wo liesse es sich wohl besser leben, in Kalifornien oder Nordrhein-Westfalen. Erster Punkt fuer die USA, klingt schon impressiver und verspricht Sonne, Palmen und Meer. So oft wie hier die Sonne scheint, mochte es in Deutschland vermutlich regnen…beinahe jeden Tag. 22 Grad bei strahlendem Sonnenschein verleiteten mich inzwischen dazu zu behaupten, es waere schlechtes
Wetter, wobei in Deutschland bei 15 Grad schon die Biergaerten ueberlaufen waeren. Jammern auf sehr hohem Niveau.
Verblueffend, dass die Tatsache, dass es waehrend der Oscarverleihung wie aus Eimern schuettete im Kalifornischen TV mehr Aufmerksamkeit erregte als…naja als…ok, der Regen WAR vermutlich das spannendste der diesjaehrigen Oscars. Lahme Veranstaltung!
Justin ueberlegte ja sogar, ob er bei mittelschwerem Nieselregen ueberhaupt ins Auto steigen sollte. Koennte ja rutschig sein. Wuerde mich auch nichtmehr wundern, wenn es hier Streufahrzeuge fuer einen moeglichen Platzregen geben wuerde. Ob die Groenlaender das deutsche Verkehrchaos bei 5 Zentimeter Neuschnee wohl auch so belaecheln? Uns Deutschen jedenfalls faellt erst nach 60 minuetiger Fahrt auf, dass die ganze Zeit ueber der Scheibenwischer quietschte, aus reiner Gewohnheit. Dabei schien doch gerade tatsaechlich einmal die Sonne. Ups wieder Regen, waere ja auch zu schoen gewesen. (Habe ich es jetzt tatsaechlich geschafft eine halbe Seite nur mit dem Thema “Wetter” zu fuellen??)
Wollen wir uns Deutschen aber auch mal einen Punkt goennen. Wir haben defintiv die bessere Fussballmannschaft. Da kommt die USA auch mit deutschem Trainer nicht heran. Ok, vielleicht bestuende eine klitzekleine Chance, wenn Juergen Klinsmann sich selbst einwechseln wuerde. Hoffentlich braeche er sich bei aller Haerte des amerikanischen Spiels nicht alle Knochen. Geschmeidige Ueberleitung zum naechsten Vorteil Deutschlands. Das Gesundheitssystem ist wesentlich besser. In den USA kann dir eine schwere Erkrankung nicht nur dein Leben, sondern dein gesamtes Vermoegen kosten. Muesste ich dann zugrunde gehen, weil mein Konto keine schwarzen Zahlen zeichnet?
Und bei der Arbeitsmentalitaet in Amerika, werden Krankheiten womoeglich noch beguenstigt. Die meisten Amerikaner haben nur zehn Tage Urlaub im Jahr. Ein Drittel von dem, was wir Deutschen haben. Naja, fuer die Kalifornier vermutlich halb so schlimm, wo sie doch taeglich vom Buerostuhl in den Pool huepfen koennten.
Um ueberhaupt mal dahin zu kommen, einen Job zu erlernen muss man in den USA ein Vermoegen fuer die Bildung zahlen, moechte man sein Kind nicht auf die allerletzte “Ghetto-Schule” schicken. Hier kostet grundsaetzlich alles und das nicht zu knapp. Naja, auf die Toilette darf man in Kalifornien meist noch umsonst, waehrend man in Deutschland grundsaetzlich Kleingeld (sind 70 Cent noch “klein”??) oder Tena-Lady in der Tasche haben sollte, sobald man seine eigenen vier Waende verlaesst.
Schaut man sich meine Pro und Contra Liste nun an, in der es spezifisch um die inneren Werte der beiden Regionen geht, scheint Deutschland eine Mutter Theresa zu sein, die gibt und gibt und Amerika viel mehr ein Uli Hoeness, riesige Klappe, aber gerade mal laenger nicht zu sprechen…
Wenn ich das Ganze jedoch oberflaechlich betrachten wuerde und rein nach dem Aeusseren gehen wuerde…
Guildo Horn vs Adam Levine!
Scheiss auf alle inneren Werte, ich will mehr als nur eine Nacht mit und in LA verbringen. Ob das ein Traum bleibt oder bald schon zur Realitaet, steht noch in den Sternen…ganz weit oben ueber Hollywood.


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