Dienstag, 24. März 2015


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Nein! Nein! Ok, warum nicht!
Als Justin zu Urlaubszwecken fuer eine Woche in die Schweiz reiste, nutzte ich die Gelegenheit, um meine gesamte Energie in das Erschliessen neuer Bekanntschaften zu stecken. Etwas merkwuerdige Vorstellung, dass mein Lover nach Europa reiste, waehrend ich gerade daher fuer ihn gekommen war. Aber wer es wagte, einem Amerikaner einen Urlaub auszuschwatzen, wobei er im Jahr nur zwei Wochen davon hatte, war einfach herzlos.
Also setzte ich mir ein Ziel. Ich schaffte es tatsaechlich jeden Tag einer anderen Verabredung nachzugehen. Da war die Oesterreicherin, die ich in der “deutsch-kalifornischen-Gruppe” erspaeht hatte. (Da muss man Vestaendnis haben, eine Pension mit nur drei Zimmern nutzt auch den Pool des Nachbarhotels.) Dann war da die durchgeknallte Afroamerikanerin aus Dallas, die mich einfach beim Einkaufen nach meiner Nummer fragte und ihren ueberdimensionalen Popo (gib mir nur die Haelfte ab…ach ein Viertel reicht auch schon) wenig spaeter zu Raggae Klaengen am Strand von Laguna twerkte. Des Weiteren traf ich noch meine deutsche Freundin Paula, die ich am Flughafen kennengelernt hatte und die mit ihren Tinder-Date-Stories ein Mittelding zwischen Faszination und Entsetzen bei mir ausloeste. Von venezulanischem, wortkargen Sexgott, bis hin zum Profisurfer, der so zaghaft war, dass er sie in den Schlaf begattete, war bislang alles dabei. Wie gut, dass ich diesbezueglich gesafed war und da nur noch kleinere Ueberraschungen erleben musste. Das ein verstopftes Klo zum Beispiel die Grundlage fuer besten Versoehnungssex war, war ja schon zur Normalitaet geworden. Merkwuerdige Ironie, dass ich ihn mit meinen Klowasserhaenden nicht anfassen durfte, waehrend er sich mit seinen Fingern an ganz anderen Stellen befand.
Desweiteren traf ich Justins Freunde. Ein Ehepaar, bei dem ich mich gut angetrunken erstmal so richtig ueber ihn auskotzte und ihm daraufhin merkwuerdig aggressiv-emotionale Nachrichten sendete. Mensch Lisa, warum trinkst du denn, wenn du es nicht vertraegst?
“Du brauchst staendig das Drama!”, war Justins knappe Antwort. Stieg die Wahrscheinlichkeit, dass da tatsaechlich etwas dran war mit Ziffer der Lover, die das schon behauptet hatten, so musste ich die Drama-Queen Nummer eins sein. Eigentlich wuensche ich mir doch nichts mehr, als so eine richtig langweilige, stinknormale Beziehung, oder? Oh man, ich bin echt verkorkst.
Dann waren da noch meine Pool Freunde. Den betagten persischen Maennern hatte ich es besonders angetan. Naiv zu glauben, dass sie einfach nur extrem freundlich und interessiert waren. Eine starke Erkaeltung eroeffnete Ihnen die Moeglichkeit zuzuschlagen. Seit Tagen hatte ich Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Meine Stimme klang wie aus einem leicht anzueglichen Montag Abend ZDF Streifen.
“Ich bin Arzt, mach den Mund auf!”, forderte mich einer aus der “Old-balls”-Gang auf, wie Justin sie liebevoll nannte.
Bloed wenn man man grundsaetzlich einfach kein “Nein” herausbrachte. Zum einen weil, man niemals und in keinster Weise irgend jemanden vor den Kopf stossen wollte. Und zum anderen, weil sich seine schrumpeligen Finger schon irgendwo zwischen meinen Zaehnen befanden.
“Das sieht nach einer heftigen Erkaeltung aus, ich habe gute Medikamente, komm doch einfach gleich kurz in mein Appartment, dann gebe ich sie dir.” Keine Frage erforderte auch keine Antwort.
Ich fand mich ca. 30 Minuten spaeter vor seiner Haustuer wieder. Wie doof war ich eigentlich? Ich wusste, dass das was ich tat falsch war, besass aber nicht den Mumm “Nein” zu sagen. Kurz und knackig und ich haette mir die minutenlange, Bauchschmerzen ausloesende Diskussion mit meinem Unterbewusstsein erspart. Da war igend etwas faul. Und das war ganz sicher nicht das Lamm mit Joghurt, dass er scheinbar ganz uneigenuetzig fuer meinen kurzen Besuch vorbereitet hatte.
“Setz dich !” befahl er, waehrend mir vom suesslichen Altherrenduft, den er trug uebel wurde.
“Etwas zu trinken?”, fragte er zuvorkommend, aber bestimmt.
“Ein Wasser vielleicht?” Ich war sowas von angespannt, bereit jeden Moment aufzuspringen und aus der Tuer zu laufen.
Er schuettelte fassungslos den Kopf und oeffnete seinen Wandschrank, in dem sich ein ganzes Sortiment von Whiskey Flaschen befand.
“Was davon darf es sein?” Seine Augen funkelten erwartungsvoll. Der alte Knacker rechnete jetzt aber nicht wirklich damit, mich mit zwei oder drei Drinks gefuegig zu machen oder? Eine Gaensehaut bildete sich auf meinem Ruecken.
“Ich trinke nicht!” Der war gut! Das ich so einen Satz mal ueber die Lippen bringen wuerde…
“Denk an deine Gesundheit. Der Alkohol tut deiner Kehle gut und befreit sie von schaedlichen Keimen!” Er liess nicht locker. Spaetestens jetzt konnte er sich seine Promotion sonst wohin stecken. Was fuer ein Quacksalber. Aber es kam noch doller.
Als er sich ins Badezimmer zurueck zog, hatte ich die winzige Hoffnung, dass er mir doch noch etwas gegen die Heiserkeit bringen wuerde. Er durchkaemmte bollernd seinen Arzneischrank, waehrend ich erneut meinen Fluchtplan schmiedete. Zu spaet. Er kam zurueck mit einem kleinen Doeschen in der Hand. Der Geruch von Marihuanna setzte sich beissend in meiner Nase fest. War ich hier im falschen Film gelandet? Ich zuckte irrtiert mit den Schultern. Locker bleiben. Nervositaet nicht anmerken lassen. Nein sagen! Warum war das nur so schwer? Braucht jemand noch Hilfe beim Umzug oder igendeinen Chauffeur fuers Wochenende? Bei mir seid ihr an der richtigen Adresse. Ein “Nein” wuerde ich ohnehin nicht ueber die Lippen bringen! Laecherlich…
Ich kicherte unsicher. Das nahm er zum Anlass mich am Ruecken anzugrabbeln. Es reichte! Der Bogen war nicht nur ueberspannt, er war kurz davor zu reissen und mir eine gewaltige Schelle zu verpassen. Ich musste hier raus! Roch die Luft! Die Freiheit! Ich drueckte die Klinke…und stellte mit Entsetzen fest, dass er die Tuer verriegelt hatte!!

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