Mittwoch, 4. März 2015


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Von Toilettengaengen und anderen Peinlichkeiten
In meiner Magengegend bildete sich eine Kuhle, als der Flieger die Startbahn gen Himmel verliess. Neben dem Hinflug nach L.A. ueber London, war dies bereits mein dritter Flug innerhalb einer Woche. Waere zu ueberlegen, mir die Flugmeilen langsam anrechnen zu lassen. Diesmal war es nur ein kurzer Spass ueber den Wolken, ich landete schon eine Stunde spaeter im nordkalifornischen San Francisco. Zweck dieses Trips war der erneute Besuch von Justins Eltern. Und das alleine! Eigenartiges Gefuehl sie haeufiger zu sehen, als es Justin tat. Aber es stand ja noch ein Besuch in der Weltmetropole San Francisco aus und diesmal sollte kein Hangover der Welt meinem Sightseeing im Wege stehen. Naives Lischen…
Justin tingelte derweilen im eiskalten New York geschaeftlich umher. Turnt an, ich weiss! Ich haette nie vermutet, dass ich nicht besser bin, als eine der zig Millionen Jetset Tussen, die ein Mann im Anzug so extrem heiss macht. Beugte sich Justin morgens frisch pafuemiert im grau-melierten Jacket und zartrosa Hemd zu mir, um mir einen Abschiedskuss zu geben, war ich geneigt ihm die Kleidung, Knoepfe ploppend, vom Leib zu reissen. Sollte ich im naechsten Leben ein Mann sein, ich werde meinen Beruf definitiv nach der Legitimitaet eines Anzugs waehlen und wenn ich mich als Tuerbulle bei Gucci versuche.
Es war ein schoenes Gefuehl Justins Mutter round about 1 1/2 Monate nach unserem letzten Wiedersehen in die Arme zu schliessen. Sie strahlte so viel Ruhe und Waerme aus, dass ich mich sofort gut aufgehoben fuehlte. Wir assen zu Mittag im Nahe gelegenen San José. Auch Justins Vater stiess hinzu. So vielversprechend die ersten Momente auf nordkalifornischem Boden anlaeuteten, so sehr wurde mir doch mal wieder die Sprachbarriere zum Verhaengnis.
Nach dem Genuss von Kaffee, Wein und Wasser begann meine Blase unweigerlich zu zwicken. Ich entschuldigte mich kurz und suchte nach den Toiletten. Als ich die Tuer dazu oeffnen wollte, bewegte sie sich nicht. Sie schien abgeschlossen zu sein. Ich ruckelte nervoes daran, bis jemand vom Personal auf mich zusteuerte. Viel verstand ich nicht, nur so etwas aehnliches, wie: “Do you need to Kot?” Ich wollte mir auch nicht die Bloesse geben noch einmal nachzufragen…haette ich mal! Ich bekam etwas rote Ohren, aber dass die Kalifornier ab und an indiskret waren, war mir ja nicht neu. In meinem Kopf drehte sich das wildeste Gedankenkarussell. Gab es vielleicht ein extra Klo fuer groessere Beduerfnisse? Wuerde mir gar eine One-Way Klobuerste in die Hand gedrueckt, wenn ich AA machen muesste?
“No, no, no…I just need to pee!, erwiderte ich stolz, wie ein kleines Kind, dass zum ersten mal aufs Toepfchen gegangen war (und auch noch getroffen hatte). Als die Dame mich aber pikiert giggelnd musterte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nun drehte sich das Gedankenkarussell rueckwaerts. “Kot”, “Code”, “Do you need the Code?”! Hilfe, wie komm ich da jetzt noch raus? Oder rein ins Klo, ganz schnell rein ins Klo!
Ein etwas unanstaendiges Gefuehl ueberkam mich, als ich mich einige Minuten spaeter, nachdem sich meine Gesichtsfarbe wieder dem Rest des Koerpers angeglichen hatte wieder zu den Eltern an den Tisch setzte. Irgendwie hatte ich das Beduerfnis Ihnen zu erzaehlen, dass mein langer Abstecher zu den Restrooms nur einem ganz bloeden Missverstaendnis geschuldet war, was soll’s! Scheiss vergessen, weiteressen!

Durch meinen Koerper fuhr ein gewaltiger Schwall der Abscheu, als ich mir das zweite Glas Tequila die Kehle hinunterkippte. Die Limette danach (aehnlich der Zigarette danach), war zumindest eine kurzweilige, wenn auch herbe Ablenkung vom strengen Geschmack. Oh je, wo sollte das nur hinfuehren. Hoffentlich bald wohlbehalten ins Bettchen. Doch Justins Mum dachte nicht ans Schlafen. Fuer sie hatte der Abend gerade erst begonnen. Wir hatten einen wunderschoenen Tag im sonst zumeist wolkenverhangenen Monterey verbracht und nun kam der Hoehepunkt, samt 40 Prozent erhoehtem Spassfaktor. Wir zogen durch die Bars und waehrend der Mann von Justins Schwester mit den Kindern Brownies schlemmte, arbeiteten wir Frauen an unserer Bewusstlosigkeit. Die ereilte mich nach schaetzungsweise 7 Shots und zwei Glaesern Wein, und endete mit dem 5 Shot, der seinen Ausgang durch die Speiseroehre aufwaerts fand. Disgusting!! Und das alles vor den Augen Justins kompletter Familie. Doch damit nicht genug. Mein Koerper schien so vergiftet zu sein, dass er unweigerlich zu zittern begann. Meine Zaehne schlugen unkontrollierbar aufeinander. Sie brachten mir Suppe…und Ginger Ale…und Wasser…und Tee. Es war herzzerreissend ruehrend. Zumindest im Nachhinein betrachtet. In diesem Moment haette ich sie am Liebsten mit meinem Erbrochenen zusammen das Klo hinutergespuelt. (Der Begriff ‘Klo’ zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch die Story…war jetzt gar nicht so beabsichtigt.)
Justin Schwester kontrollierte meine Temperatur und schien mich Nahe der Todesstarre zu waehnen, waehrend sie Vorschlug mich in ein Krankenhaus zu bringen. Ich wehrte mich mit Haenden und Fuessen und flehte sie an mich nicht dem Doktor vorzustellen. Wie sollte ich schliesslich Geld fuer meine naechste Partynight aufbringen, wenn ich alles fuer die “Afterpardy” verschleuderte.
Sie gaben mir ein paar Minuten, um mich wieder zu stabilisieren. Es klappte, ich war wieder unter den Lebenden. Verzweifelt bettelte ich darum Justin nicht von meinem peinlichen Absturz zu erzaehlen. Ja zugegeben etwas widerspruechlich, dass ich euch von saemtlichen Faekalien berichte, aber meinem Lover nicht von ein paar Drinks zu viel. Hielt ich eh nicht durch, war doch klar!
Am naechsten Morgen wachte ich desorientiert neben Justins Mum auf. Haette mich beinahe weniger beaengstigt neben einem fremden Mann wach zu werden, als neben der Mutter meines Liebhabers. Sie erklaerte mir gewohnt besonnen, mich nicht unbeaufsichtigt hatte lassen zu wollen. Wieder den Traenen nahe vor Ruehrung. Waehrend ich aus meinen Haaren die Kodderreste buerstete, rief Justins Schwester an. Sie hatte in der Nacht das gleiche Schicksal ereilt, wie mich am Abend zuvor, creepy! Ob uns jemand etwas in den Drink gemischt hatte? K.o. Tropfen??
Hatte gewirkt, K.o. war ich allemal! Und das am Tag meines zweiten San Francisco Versuchs. Ich setzte mich ins Auto und versuchte alles drinzubehalten: die Suppe, das Ginger Ale, das Wasser, den Tee und die 1-2 Shots, die es nachts nicht mehr nach draussen geschafft hatten. Klappte, war aber kraeftezehrend. Da stand ich das erste Mal im Leben auf der Golden Gate Bridge und mein einziger Gedanke war: Wo koennte ich zur Not herunterbrechen? Ich brach es ab! Wenn man sich so richtig beschissen fuehlt, kommt eben nichtmal die geilste Stadt der Welt gegen sein Bett an.
Ich wuerde daraus lernen…demnaechst mindestens einen Shot weniger zu trinken.

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