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Von Toilettengaengen und anderen Peinlichkeiten
In meiner Magengegend bildete sich eine Kuhle, als der
Flieger die Startbahn gen Himmel verliess. Neben dem Hinflug nach L.A. ueber
London, war dies bereits mein dritter Flug innerhalb einer Woche. Waere zu
ueberlegen, mir die Flugmeilen langsam anrechnen zu lassen. Diesmal war es nur ein
kurzer Spass ueber den Wolken, ich landete schon eine Stunde spaeter im
nordkalifornischen San Francisco. Zweck dieses Trips war der erneute Besuch von
Justins Eltern. Und das alleine! Eigenartiges Gefuehl sie haeufiger zu sehen,
als es Justin tat. Aber es stand ja noch ein Besuch in der Weltmetropole San
Francisco aus und diesmal sollte kein Hangover der Welt meinem Sightseeing im
Wege stehen. Naives Lischen…
Justin tingelte derweilen im eiskalten New York
geschaeftlich umher. Turnt an, ich weiss! Ich haette nie vermutet, dass ich
nicht besser bin, als eine der zig Millionen Jetset Tussen, die ein Mann im
Anzug so extrem heiss macht. Beugte sich Justin morgens frisch pafuemiert im
grau-melierten Jacket und zartrosa Hemd zu mir, um mir einen Abschiedskuss zu
geben, war ich geneigt ihm die Kleidung, Knoepfe ploppend, vom Leib zu reissen.
Sollte ich im naechsten Leben ein Mann sein, ich werde meinen Beruf definitiv
nach der Legitimitaet eines Anzugs waehlen und wenn ich mich als Tuerbulle bei
Gucci versuche.
Es war ein schoenes Gefuehl Justins Mutter round about 1 1/2
Monate nach unserem letzten Wiedersehen in die Arme zu schliessen. Sie strahlte
so viel Ruhe und Waerme aus, dass ich mich sofort gut aufgehoben fuehlte. Wir
assen zu Mittag im Nahe gelegenen San José. Auch Justins Vater stiess hinzu. So
vielversprechend die ersten Momente auf nordkalifornischem Boden anlaeuteten,
so sehr wurde mir doch mal wieder die Sprachbarriere zum Verhaengnis.
Nach dem Genuss von Kaffee, Wein und Wasser begann meine
Blase unweigerlich zu zwicken. Ich entschuldigte mich kurz und suchte nach den
Toiletten. Als ich die Tuer dazu oeffnen wollte, bewegte sie sich nicht. Sie
schien abgeschlossen zu sein. Ich ruckelte nervoes daran, bis jemand vom Personal
auf mich zusteuerte. Viel verstand ich nicht, nur so etwas aehnliches, wie: “Do
you need to Kot?” Ich wollte mir auch nicht die Bloesse geben noch einmal
nachzufragen…haette ich mal! Ich bekam etwas rote Ohren, aber dass die Kalifornier
ab und an indiskret waren, war mir ja nicht neu. In meinem Kopf drehte sich das
wildeste Gedankenkarussell. Gab es vielleicht ein extra Klo fuer groessere
Beduerfnisse? Wuerde mir gar eine One-Way Klobuerste in die Hand gedrueckt,
wenn ich AA machen muesste?
“No, no, no…I just need to pee!, erwiderte ich stolz, wie
ein kleines Kind, dass zum ersten mal aufs Toepfchen gegangen war (und auch
noch getroffen hatte). Als die Dame mich aber pikiert giggelnd musterte, fiel
es mir wie Schuppen von den Augen. Nun drehte sich das Gedankenkarussell
rueckwaerts. “Kot”, “Code”, “Do you need the Code?”! Hilfe, wie komm ich da
jetzt noch raus? Oder rein ins Klo, ganz schnell rein ins Klo!
Ein etwas unanstaendiges Gefuehl ueberkam mich, als ich mich
einige Minuten spaeter, nachdem sich meine Gesichtsfarbe wieder dem Rest des
Koerpers angeglichen hatte wieder zu den Eltern an den Tisch setzte. Irgendwie
hatte ich das Beduerfnis Ihnen zu erzaehlen, dass mein langer Abstecher zu den
Restrooms nur einem ganz bloeden Missverstaendnis geschuldet war, was soll’s!
Scheiss vergessen, weiteressen!
Durch meinen Koerper fuhr ein gewaltiger Schwall der Abscheu,
als ich mir das zweite Glas Tequila die Kehle hinunterkippte. Die Limette
danach (aehnlich der Zigarette danach), war zumindest eine kurzweilige, wenn
auch herbe Ablenkung vom strengen Geschmack. Oh je, wo sollte das nur
hinfuehren. Hoffentlich bald wohlbehalten ins Bettchen. Doch Justins Mum dachte
nicht ans Schlafen. Fuer sie hatte der Abend gerade erst begonnen. Wir hatten
einen wunderschoenen Tag im sonst zumeist wolkenverhangenen Monterey verbracht und
nun kam der Hoehepunkt, samt 40 Prozent erhoehtem Spassfaktor. Wir zogen durch
die Bars und waehrend der Mann von Justins Schwester mit den Kindern Brownies
schlemmte, arbeiteten wir Frauen an unserer Bewusstlosigkeit. Die ereilte mich
nach schaetzungsweise 7 Shots und zwei Glaesern Wein, und endete mit dem 5
Shot, der seinen Ausgang durch die Speiseroehre aufwaerts fand. Disgusting!!
Und das alles vor den Augen Justins kompletter Familie. Doch damit nicht genug.
Mein Koerper schien so vergiftet zu sein, dass er unweigerlich zu zittern
begann. Meine Zaehne schlugen unkontrollierbar aufeinander. Sie brachten mir
Suppe…und Ginger Ale…und Wasser…und Tee. Es war herzzerreissend ruehrend.
Zumindest im Nachhinein betrachtet. In diesem Moment haette ich sie am Liebsten
mit meinem Erbrochenen zusammen das Klo hinutergespuelt. (Der Begriff ‘Klo’
zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch die Story…war jetzt gar nicht so
beabsichtigt.)
Justin Schwester kontrollierte meine Temperatur und schien
mich Nahe der Todesstarre zu waehnen, waehrend sie Vorschlug mich in ein
Krankenhaus zu bringen. Ich wehrte mich mit Haenden und Fuessen und flehte sie
an mich nicht dem Doktor vorzustellen. Wie sollte ich schliesslich Geld fuer
meine naechste Partynight aufbringen, wenn ich alles fuer die “Afterpardy”
verschleuderte.
Sie gaben mir ein paar Minuten, um mich wieder zu
stabilisieren. Es klappte, ich war wieder unter den Lebenden. Verzweifelt
bettelte ich darum Justin nicht von meinem peinlichen Absturz zu erzaehlen. Ja zugegeben
etwas widerspruechlich, dass ich euch von saemtlichen Faekalien berichte, aber
meinem Lover nicht von ein paar Drinks zu viel. Hielt ich eh nicht durch, war
doch klar!
Am naechsten Morgen wachte ich desorientiert neben Justins
Mum auf. Haette mich beinahe weniger beaengstigt neben einem fremden Mann wach
zu werden, als neben der Mutter meines Liebhabers. Sie erklaerte mir gewohnt
besonnen, mich nicht unbeaufsichtigt hatte lassen zu wollen. Wieder den Traenen
nahe vor Ruehrung. Waehrend ich aus meinen Haaren die Kodderreste buerstete,
rief Justins Schwester an. Sie hatte in der Nacht das gleiche Schicksal ereilt,
wie mich am Abend zuvor, creepy! Ob uns jemand etwas in den Drink gemischt
hatte? K.o. Tropfen??
Hatte gewirkt, K.o. war ich allemal! Und das am Tag meines
zweiten San Francisco Versuchs. Ich setzte mich ins Auto und versuchte alles
drinzubehalten: die Suppe, das Ginger Ale, das Wasser, den Tee und die 1-2
Shots, die es nachts nicht mehr nach draussen geschafft hatten. Klappte, war
aber kraeftezehrend. Da stand ich das erste Mal im Leben auf der Golden Gate
Bridge und mein einziger Gedanke war: Wo koennte ich zur Not herunterbrechen? Ich
brach es ab! Wenn man sich so richtig beschissen fuehlt, kommt eben nichtmal
die geilste Stadt der Welt gegen sein Bett an.
Ich wuerde daraus lernen…demnaechst mindestens einen Shot
weniger zu trinken.
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