Sonntag, 1. Februar 2015


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Hollywood, da wo jeder was kann
Ich wachte sehr frueh auf am naechsten Morgen. Der Jetlag, die ungewohnte Umgebung und ein bis zwei heftige Hustenattacken rissen mich aus dem Schlaf. Als Justin seine Augen langam oeffnete, mich anschaute und sich sein baertiger Mundbereich langsam zu einem Laecheln formte, war ich erleichtert. Er war vermutlich der eine von 30 nicht ganz so oberflaechlichen Amerikanern, der mich nach wenigen Tagen noch erkannte, auch wenn der erste (Make-Up)Putz zu broeckeln begann.
Heute stand L.A. inclusive Hollywood auf dem Programm, da beschloss ich den Putz erstmal wieder aufzutragen. Fuer den Fall, dass ein bekannter Regisseur noch die Hauptrolle in seinem Meisterwerk zu vergeben hatte, musste ich ja gewappnet sein. Und wofuer sollte ich mir einen abbrechen, in Hollywood durften die Leute ruhig sehen wie lange ich vor dem Spiegel verbracht hatte. Es musste halt nur so wirken, als haette ich Hand anlegen lassen und mir nicht selbst die Haende pudrig gemacht. Andere Staedte, andere Sitten. Hollywood ist eben nicht Wuppertal.
Als wir um 1pm nach Hollywood einfuhren, hinderte mich allerdings nur meine Mascara daran, nicht in einen tiefen Schlaf zu fallen. In Deutschland wuerde ich vermutlich friedlich schlummern (oder unter dem Einfluss von aufputschenden, alkoholischen Getraenken Party machen).
Aber Shit, du bist in Hollywood und keine 90! Schlafen kannst du auch ein anderes Mal, trichterte ich mir ein und schaffte es tatsaechlich fuer das obligatorische Facebook-Bild unter den beruehmten H-O-L-L-Y-W-O-O-D Lettern irgendwie motiviert auszusehen. War ich ja auch tief in mir drin. War ich schon immer tief in mir drin.
Wir setzten unser Sightseeing in Beverly Hills fort. Diese Haeuser, diese Vorgaerten! Starregisseur, wo bist du um mich zu entdecken? Vielleicht hatte er, wie ich, die Grippe und lag im Bett. Ich allerdings, liess mich im Gegensatz zu ihm durch so eine Lapalie nicht  entmutigen. Mal abgesehen von dem Krankheitstag vor meinem Trip, aber da winkten ja schliesslich auch keine Millionen! Apropos Geld, wisst ihr wie teuer parken in Beverly Hills ist? 2$ pro 15 Minuten. Ob es wohl Leute gibt, die tatsaechlich nur 15 Minuten hier verweilen? Was schafft man denn so in 15 Minuten!? Ein Toilettengang waere drin. Aber wenn man dann, mitten drin merkt, dass man doch “gross” muss, koennte das schon reichlich knapp werden. 4$ zum scheissen…teures Hollywood.
Wir jedenfalls spuerten da keinen Druck und schlenderten gemuetlich ueber den Rodeo Drive, elegant an jedem der Shops vorbei, denn was waere das fuer ein Dilemma, wenn mir der 3000 Dollar Shopper von Louis-Vuitton gefallen wuerde. Und ich ihn haben musste! Kein Shopper, kein Fun mehr, so einfach war es. Deshalb war es besser, dieser Zwangssituation  von Anfang an aus dem Weg zu gehen. Immerhin verlangten mir die Parkgebuehren schon mein gesamtes Shoppingbudget ab.
Naja, dann halt von Luft und Liebe leben. Euphorisiert ergriff ich Justins Hand. Dooferweise riss er sie nach wenigen Sekunden wieder weg um sich am Hinterkopf zu kratzen. Noch eine Annaeherung wagte ich nicht, denn haette er meine Hand halten wollen, haette er seine Schuppen auch mit der linken Hand abschrappen koennen. Naja, vielleicht war es auch nur ein Reflex, immerhin war er rechtshaendig. Welch abstruse Gedanken, lassen wir das.
Als wir dann so nebeneinander hergingen, jeder seine Hand bei sich (am Hinterkopf), kam es mir schon so vor, als starrten mich die Leute an. Popel an der Nase, Scheisse unterm Schuh oder dachten sie eventuell, ich mit meiner uebergrossen Sonnenbrille koennte ein Celebrity sein? Das Spektrum der Auslegung war gross. Als haette Justin meine Gedanken gelesen, sagte er: Merke dir eins Baby, in Hollywood meint jeder irgendwer grosses zu sein. Jeder kennt irgendwen, der jemanden kennt, jeder meint, er waere ein VIP.  Okay Okay, ich war wieder auf dem Boden,  vielleicht war es doch die Scheisse unter dem Schuh?
Als wir dann den Walk of Fame erfolgreich gemeistert hatten (Werde du mal alle zwei Minuten angesprochen, weil sie dir irgendeine CD von sich verkaufen wollen. Ein Minenfeld fuer jeden, der schlecht “Nein” sagen kann.) ging es gen kalifornischer Heimat Irvine. Die Partynight, die sich dem Sightseeing anschliessen sollte vertagten wir zunaechst, aufgrund unserer beider unbaendigen Muedigkeit. Also entweder hatte er mit seiner “Ich brauche nur 3-4 Stunden Schlaf” Prahlerei vollkommen uebertrieben oder ich machte ihn irgendwie schlaefrig. What ever, ich liebte ihn dafuer, dass er genauso ein Waschlappen war wie ich. Und immerhin hatten wir morgen noch einiges vor. Schliesslich hatte Justin Karten fuer die “Lakers” besorgt.  Es ging also sehr bald wieder nach L.A. und mir wurde erneut eine Chance geboten irgendwann mal wegen irgendwas entdeckt zu werden. Und echter VIP zu sein. Bis dahin. Gute Nacht!

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